Flexibilität – Freud und Leid im modernen Taubensport? – von Alfred Berger


Lange habe ich darüber nachgedacht, ob ich dieses Thema im Vorwort des neuen Röhnfried Courier 2015 ansprechen soll. Aber in den letzten Vorworten habe ich doch mehrfach Themen kommentiert, die uns Taubenzüchter strukturell beschäftigen. Grundsätzlich scheint Flexibilität auch ein durchaus positiver Begriff zu sein. Deswegen fordert man auch für einen zukunftsgerichteten Taubensport aus allen Richtungen flexible Lösungen. Wir sollten flexible Reisepläne schaffen undnatürlich flexibel auf das schwankende Wetter reagieren. Ja selbst Meisterschaften sollen Flexibilität ermöglichen, so dass z.B. durch Streichflüge Züchter auch ohne sportlichen Schaden einen oder sogar mehr Wertungsflüge ausfallen lassen können, aus welchen Gründen auch immer. Ich bekomme in Diskussionsrunden oftmals den Eindruck, es ist alleine die Flexibilität die unseren geliebten Taubensport noch länger am Leben halten könnte. Ist die Flexibilität also tatsächlich so positiv wie oft behauptet wird? Ich möchte die Flexibilität als Lösung unserer Probleme sehr in Frage stellen, ja ich gehe sogar so weit zu behaupten, dass die heute schon praktizierte Flexibilität mehr Probleme erzeugt, als Lösungen bietet. Und dies gilt bedauerlicherweise auch für unsere Tauben. Wie komme ich nun dazu, eine solche für viele provokante Behauptung aufzustellen? Da ist in erster Linie die Flexibilität in Bezug auf die Wetterverhältnisse zu benennen. Es ist unstrittig, dass in unserem Freiluftsport die Wetterbedingungen am Auflassort und der Strecke großen Einfluss auf den Flugverlauf und insbesondere auf die Verluste haben. So hat man logischerweise als Verantwortlicher das Verlangen, den Auflass am dafür bestgeeignetem Tag durchzuführen. So werden im Wochenverlauf täglich alle Wetterdaten analysiert und so der kommende Flugtag „flexibel“ festgelegt. Jedoch muss ich immer wieder feststellen, dass die Wetterprognosen selbst bei einemVorhersagezeitraum von nur zwei Tagen ungenau sind. Die Vorhersagen sind sogar nicht immer von heute auf morgen genau genug und wie will man dann über einen längeren Zeitraum von zwei bis drei Tagen festlegen wann der bessere Flugtag sein wird. Immerhin haben die Züchter auch den berechtigten Anspruch möglichst frühzeitig zu erfahren, wann das Einsetzen zum nächsten Flug stattfindet und auch auf welcher Entfernung aufgelassen werden soll. Letzterer Aspekt kommt spätestens Mitte der Saison zum Tragen, wenn die Flüge über 500 km „flexibel“ auf die besten Wochenenden bzw. Tage mit den vermeintlich besten Vorhersagen gelegt werden. Alleine zu oft treffen die Prognosen einfach nicht zu. Hat der Flugleiter in der Woche aber seine Entscheidung getroffen, ist der Druck auf ihn wesentlich größer, als wenn er z.B. erst am Samstagmorgen die Verantwortung übernehmen würde. Eine Auflassentscheidung muss am Tag X idealerweise völlig frei von vorher getroffenen Entscheidungen sein. Also istes für den Flugleiter der beste Schutz, wenn er im Vorfeld gar keine Entscheidung treffen musste. Denn eine getroffene Entscheidung zu revidieren ist enorm schwer. Stellen Sie sich vor Sie verschieben den Flugtag aufgrund der Wetterprognosen und dann ist es an diesem Tag schlechter als prognostiziert. Wer kann seinen vorhergehenden Fehler eingestehen und völlig unbeeinflusst davon die richtige Auflassentscheidung treffen. Vor allem wenn diese dann im Zweifel Stehenlassen oder Zurückfahren lauten müsste? So entstehen aus meiner Sicht Auflassentscheidungen, die ohne die vorherige Verantwortung der Festlegung durch die Flugleiter und dem damit produzierten Zwang „Recht zu behalten“ so nicht stattgefunden hätten. Ich behaupte also, dass die heute praktizierte Flexibilität bei der Festlegung der Flugtage uns insgesamt gar nicht hilft! Im Gegenteil, die Flexibilität begründet viel mehr Unmut und Ärgernis bei einer großen Mehrheit der Züchter, denn der Mensch bevorzugt grundsätzlich erst einmal geregelte Strukturen. Wir planen mehr oder weniger unseren Tages- und Wochenverlauf und jede Änderungen der geplanten Abläufe stellt ein negatives Ereignis dar und bildet damit zuerst einmal ein Ärgernis, selbst wenn die Verschiebungen am Tage der Entscheidung im Grunde nachvollziehbar sind. Denn wenn wir ehrlich die Entwicklung der Satzzahlenim Jahresverlauf und damit die einzelnen Flüge oder Flugtage analysieren, dann kann man nicht behaupten, dass durch die praktizierte Flexibilität die Verluste geringer geworden sind. Aus meiner Sicht sollte man im Reiseplan der Regionalverbände die Flüge über 500 km an fixen Terminen festschreiben. Einsatztag am Donnerstag, so dass der Flugleiter immer die drei Flugtage Samstag bis Montag zur Verfügung hat. Sollte der Flug nur verkürzt aufgelassen werden können, dann kann mit Ausweichterminen reagiert werden. Dieses hatte vor einigen Jahren die Sportkommission mit der Einführung von zwei Nationalflügen ab 500 und 600 km auch vorgesehen, alleine die „Wanderversammlung“ hat den fixen Termin für Nationalflüge flexibilisiert. Eine aus meiner Sicht falsche Aufweichung der ursprünglichen Planung von Nationalflügen. In diesem Zusammenhang halte ich es auch für falsch die benötigten 500er und 600er Flüge relativ früh in der Saison anzusetzen und durchzuführen. Ist es nicht viel schönerden weitesten Flug als Saisonhöhepunkt am letzten Wochenende zu fliegen!? Zusätzlich möchte ich so viele Züchter mit so vielen Tauben wie möglich im Rennen halten. Feststellen muss man aber, dass schon nach dem ersten 500 km Flug die Taubenzahlenstark abnehmen. Das hat nicht immer mit Verlusten zu tun, sondern alleine mit der Situation, dass sehr viele Züchter nicht alle Reisetauben des Bestandes auf die Flüge jenseits der 500 km Marke einsetzen und nach einer „Zwangspause“ diese oft nicht bis zum Saisonende mitgeben. Bei der Festlegung eines Reiseplanes sollte aber immer das Ziel verfolgt werden, alle Züchter und Tauben möglichst lange im Rennen zuhalten! Die Satzzahlen nach „frühen“ 500 und 600 km Flügen beweisen uns eindeutig, dass es nicht gelingt wenn diese schon Mitte Juni bis Anfang Juli, also sehr früh in der Reisesaison stattfinden. Mir ist bewusst, dass ich mit diesen kritischen Ausführungen kontroverse Diskussionen auslösen kann. Ich bin aber total überzeugt, dass die Flexibilität, so wie oben aufgezeigt, nicht die Lösung für die Zukunft des Taubensports darstellt. Aus diesem Grund sehe ich es als eine Verpflichtung, auch aufgrund meiner Position meine Überzeugung im Sinne der Allgemeinheit einzubringen und auf diesen Sachverhalt hinzuweisen. Übrigens kann unser empfohlener Versorgungsplan sehr flexibel im Wochenverlauf auf Veränderungen angepasst werden. Kontaktieren Sie uns direkt bei Bedarf oderschauen Sie auf unserer Website sich die flexiblen Pläne und Empfehlungen an, hierbekommen oder finden Sie für fast jede Situation eine Antwort.

In diesem Sinne

berger0

Ihr Alfred Berger

Diplom-Biologe, Geschäftsführer

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