Im MÄRZ 2018 – von Dr. Peter Boskamp…
Mineralien und Spurenelemente
In der westlichen Welt sehen wir stetig mehr Übergewicht. Vor allem werden ungesunde Essgewohnheiten dafür verantwortlich gemacht. Nahrung mit ausreichend Makronährstoffe führt zu einer Versorgung mit (vielen) Proteinen, Fetten und Kohlenhydraten. Aber die fehlenden Mikronährstoffe (Vitamine, Mineralien, Spurenelemente und pflanzliche Nährstoffe) führen dazu, dass der Körper mit diesen Fetten, Proteinen und Kohlenhydraten nicht viel anfangen kann. Kurzfristiger Mangel an Mineralien und Spurenelementen gilt nicht als großes Problem. Ein Problem tritt meist erst dann auf, wenn über einen längeren Zeitraum eine unzureichende Versorgung mit diesen Nährstoffen vorliegt. Der Zustand leichter Defizite führt zunächst nicht zu Krankheitssymptomen; anfangs ist das Problem subtil vorhanden. Allmählich aber nimmt dieses Problem zu und verändert sich in eine Krankheit mit stärkeren Symptomen. In diesem Fall besteht bereits ein größeres Defizit. Probleme werden dann sichtbar, wenn der Widerstand des Körpers wegen dieser Knappheit so weit abnimmt, dass Krankheiten auftreten können.
Wenn wir dies auf die Tauben übertragen, dann wird vielleicht der ein oder andere Züchter einen Tierarzt konsultieren, der eine antibiotische Behandlung verschreiben kann, weil die Atemwege zum Beispiel Probleme verursachen. Die Tauben erholen sich von dieser Atemwegserkrankung, haben aber immer noch einen suboptimalen Gesundheitszustand.
Aus diesem Grund fordere ich seit Jahren, dass eine Antibiotikatherapie für kranke Tauben nicht ausreichend ist, sondern dass wir uns auch den generellen Gesundheitszustand der Tiere ansehen müssen. Viele Liebhaber werden versuchen, die Taube nach einer solchen Erkrankung mit einem leistungssteigernden Medikament zum Fliegen zu bringen. Oft funktioniert das jedoch nicht, weil der grundlegende Gesundheitszustand einfach nicht vorhanden ist.
Wir können jetzt annehmen, dass dieser Mangel an Mikronährstoffen bei Tauben nicht so relevant ist. Die Tauben bekommen normalerweise ordentlich Grit und andere Zusätze. Wichtig ist jedoch, dass diese Mineralien auch resorbierbar sind. Viele anorganische Mineralien werden wieder ausgeschieden. Bakterien sind in der Lage, diese Mineralien an organische Substanzen zu binden und somit besser nutzbar zu machen. Voraussetzung ist, dass eine gesunde Darmflora vorhanden ist. Wenn man regelmäßig Antibiotika gibt, wird jedoch auch die Darmflora systematisch angegriffen.
Wenn wir uns die Nahrung von Menschen und Tieren ansehen, konnten wir bereits feststellen, dass der Gehalt an Mineralien und Spurenelementen in den letzten Jahrzehnten drastisch zurückgegangen ist. Teilweise ist das auf die Verwendung von Pestiziden und Fungiziden zurückzuführen, die die Bodenbakterien reduzieren und dazu beitragen, dass nicht organische Mineralien durch Pflanzen aufgenommen werden.
Auf diese Weise erhalten die Tauben Futter, das ständig zu wenig Mineralien enthält. Für normale Anstrengungen mag das ausreichend sein, aber für die Top-Sportleistungen, die während der Flüge gefordert werden, kann das nicht genug sein. Infolgedessen können die Leistungen stagnieren und die Tauben kehren überanstrengt heim.
Wenn ich während der Saison höre, dass andere Züchter die ‘sagenumwobenen Mittel’ verwenden möchten, die ich verwende, muss ich manchmal lächeln. Viele Taubenzüchter glauben, dass sich dahinter geheime Heilmittel verstecken, die Wunder vollbringen können. Aber es stimmt auch, dass diese Menschen genau wissen, was Tauben brauchen, nichts dem Zufall überlassen und in die Gesundheit der Tauben investieren. Diese Liebhaber betreiben Gesundheitsoptimierung. Wo andere wieder kuren, um wieder und wieder eine Krankheit zu behandeln, sehen diese Menschen eine Krankheit als Weckruf: sie wissen dann, dass sie an dem allgemeinen Gesundheitszustand der Tauben arbeiten müssen. Ich finde es sehr auffällig, dass gerade die ‘großen Namen’ der Branche weniger Antibiotika und ähnliche Mittel einsetzen. Bei gesunden Tauben ist das grundsätzlich weniger erforderlich, weil deren Liebhaber sich stark auf die Erhaltung und Stärkung der Taubengesundheit konzentrieren.
“Ja, aber wie kann es denn sein, dass sie dann auf einmal wieder fit sind? Dann haben sie doch auch irgendwas bekommen”, höre ich häufiger. Stimmt. Sicherlich gibt es Mittel, mit denen man eine optimale Gesundheit noch stärken kann; im Grunde ein Extra für die Gesundheit. Diese Mittel können im Zweifel den entscheidenden Unterschied machen. Aber in aller Deutlichkeit: nur dann, wenn die Tauben gesund sind. Wie bereits erwähnt, probieren Liebhaber, deren Tauben nicht optimal gesund sind, diese Mittel auch aus. Vielleicht sogar direkt nachdem sie eine Antibiotikakur verabreicht haben. Das wirkt dann natürlich nicht, oder nur minimal. Also taugen diese Produkte nichts, denn bei ihren Tauben wirken die ja schließlich nicht. Es gab sogar Liebhaber, die mir sagten, ich hätte ihnen gar nicht das gleiche gegeben, was ich meinen Tauben geben würde. Das ist natürlich Blödsinn. Es aber bezeichnend, wie manchmal gedacht wird. Viele Menschen wollen scheinbar einfach nicht begreifen, dass Tauben optimal gesund sein müssen, um Leistungen erbringen zu können. Ich ziehe dann häufig den Vergleich, dass Menschen kurz nach einer schweren Grippe oder Erkältung doch auch keinen Marathon laufen. Der Ausgangspunkt muss also sein, zu vermeiden, dass Tauben überhaupt in diese Situation kommen.
Mangel an Mikronährstoffen oder dauerhaft unzureichende Mengen im Futter dieser wichtigen Stoffe darf nicht passieren. Man sieht es nicht, aber die Folgen für die Leistungen sind erheblich. In den letzten Jahren habe ich oft von Liebhabern gehört, dass all die Bemühungen, die Grundgesundheit der Tauben zu optimieren, tatsächlich funktioniert haben. Ich meine einen strukturell anderen Ansatz und nicht nur hin und wieder ein Vitaminpulver im Trinkwasser. Gleichzeitig sagen diese Liebhaber, dass Züchterkollegen sie lange Zeit beeinflusst und davon ferngehalten haben. Einfach, weil sie fanden und sagten, dass das alles Unsinn sei. Jeder würde doch wissen, dass dies nicht für Tauben gelte, sondern höchstens für den Menschen. In der Zwischenzeit habe ich aufgehört, mich zu fragen, ob die Leute das aus Unwissenheit sagen oder ob sie absichtlich solche Falschinformationen, solchen Unsinn predigen, um andere von einer besseren Herangehensweise abzuhalten.
Inzwischen bin ich davon überzeugt, dass der Mangel an Mineralien und Spurenelementen, sowohl beim Menschen als auch bei Tieren, eine große Rolle bei chronischen Störungen oder Leistungen unter dem Niveau spielt. Und auch davon, dass dies noch wichtiger ist, als Vitaminmangel.
Viel Erfolg
Peter Boskamp
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Das Buch konzentriert sich auf die Bereiche Krankheitsbekämpfung, Gesundheitsvorsorge und Leistungsförderung bei Tauben. Einige Kapitel witmen sich der Pestkop-Bakterie mit allen bekannten Hintergründen. Der Zusammensetzung des Buches wurde viel Aufmerksamkeit geschenkt. Der Ausgangspunkt war, ein Buch für Taubenzüchter zu schreiben.