Hat jeder spezielle Aufgaben bei der Ausübung des Brieftaubensports?
Antwort: Klaus kümmert sich um die Zuchttauben, Verpaarungen und ist für das Auswählen der Tauben für die Meisterschaften verantwortlich. Darüber hinaus übernimmt er das Training der Reisetauben.
Torsten ist für die tägliche Versorgung der Reisetauben zuständig.
Simon versorgt die Jungtauben und „pflegt“ die Abstammungen und ist für die administrativen Aufgaben zuständig.
Leonhard springt bei der Aufgabenverteilung nur ein, wenn „Not am Mann“ ist, denn Schule und Ausbildung gehen vor, darauf legt die Familie großen Wert.
Insgesamt herrscht ein guter Mix der Aufgabenverteilung. Jeder hat seine festen Bereiche und untereinander wird stets darauf geachtet, was gerade anliegt. So ziehen alle an einem Strang, um die Tauben stets bestmöglich zu versorgen.
Wieviel Schläge und Abteile gibt es, wo stehen sie, welche Ausrichtung haben sie und was kann man über die Belüftung sagen?
Antwort: Der Jungtierschlag ist in drei Abteile unterteilt, alternativ können diese sogar auf 5 Abteile erweitert werden. So kann flexibel auf Junge unterschiedlichen Alters bzw. des Gesundheitszustandes (JTK) reagiert werden. Die Jungtauben werden nicht nach Geschlechtern getrennt. Alle bleiben nach Möglichkeit zusammen.
Dann gibt es einen Weibchenschlag mit zwei getrennten Volieren. So ist es möglich, auf paarige Weibchen zu reagieren bzw. das direkt zu unterbinden.
Die Reisevögel haben 5 Abteile mit jeweils zwölf Zellen und die Abteile sind alle mit einer Voliere ausgestattet. So ist gewährleistet, dass die Tauben auch in der Wintersaison ohne Freiflug ausreichend Frischluft bekommen.
Alle Schläge sind zum Osten ausgerichtet, auch die zwei Zuchtschläge. Die Zuchtschläge haben drei Abteile mit jeweils etwa 15 Zellen.
Der Reiseschlag wurde Mitte der 90er Jahre massiv gebaut. Für ein angenehmes Klima wurden alle Abteile mit Holz verkleidet. Seit etwa fünf Jahren sind Heizplatten an den Wänden angebracht, um die Form vor dem Anpaaren oder bei nasskaltem Regenwetter während der Saison zu begünstigen. Im Jahre 2000 wurde der Dachfirst nachträglich um etwa 10 cm erhöht um eine bessere Be- und Entlüftung zu erzielen. Im Zuge dieser Änderungen wurden ebenfalls zur besseren Luftzirkulation zwischen den Abteilen in den Dachschrägen Dachdeckerunterspannbahnen (dicke Folie) senkrecht verbaut und Schiebeplatten angebracht. Die Schiebeplatten in den Decken der Schläge konnten nun nach Bedarf zu- oder aufgeschoben werden. In den Schlägen und Volieren laufen die Tauben größtenteils auf Holzrosten, darunter liegt drinnen Erbsenstroh. Draußen wird keine Einstreu verwendet. Die Volieren wurden im Jahre 2014 nachträglich zur Hälfte mit durchsichtigem Doppelstegplatten überdacht.
Wieviele alte Tauben, getrennt nach Vögeln und Weibchen, werden bei der Alttierreise eingesetzt und nach welcher Methode wird gereist?
Die Reisemannschaft besteht zu Saisonbeginn aus etwa 60 Paaren. Davon gibt es eine Reihe von Partnern, die von Anfang an zu Hause bleiben und das nur zur Motivation des anderen, des Witwers oder des Weibchens. Bereits nach dem 3. oder 4. Flug wird zügig aussortiert und der Partner bleibt zu Hause, nur die Leistungsstarken nehmen weiterhin am Reisegeschehen teil. Es werden beide Geschlechter gespielt, traditionellerweise sind es meist etwas mehr Vögel, die an den Start gehen. Jährige Tauben nehmen etwa einen Anteil von 60 % der Reisemannschaft ein. Die Partner sehen sich stets nach der Rückkehr vom Flug, auch nach den Trainingsflügen. Die Dauer des Zusammenseins richtet sich ganz individuell nach dem Flugverlauf und der Flugzeit.
Werden Antibiotika verabreicht? Wann werden die Tauben geimpft und welche Impfungen erfolgen?
Antwort: Antibiotika werden nur auf Rat und Verordnung des Tierarztes gegeben. Alle Alttiere werden 2 bis 4 Wochen vor dem Anpaaren gegen Paramyxovirose, Salmonellose und Pocken geimpft. Die Jungtauben werden im Abstand von 10 Tagen geimpft, sodass die letzte Impfung etwa 14 Tage vor dem ersten Trainingsflug erfolgt.
Wieviel Jungtauben werden für den Eigenbedarf gezogen und welche Methode wird hier angewandt (Schiebetür, Verdunkeln, Belichten)?
Antwort: Es werden etwa 100 Jungtauben für die Jungtierreise gezogen. Diese werden direkt nach dem Absetzen verdunkelt. Am 21. Juni wird dann vom „Schatten ins Licht“ gewechselt. Es wird also dann belichtet und die Simulation von Sonnenauf- und Sonnenuntergang auf „Sommersonnenwende“ stehen gelassen. Die Jungen dürfen sich frei im Schlag entfalten, Verpaarungen untereinander werden zugelassen und bei Bedarf auch Brutschalen zur Verfügung gestellt. Die Jungen werden nicht nach Geschlechtern getrennt. Besondere Motivation erhalten die Jungtauben durch Öffnen der vorhandenen Witwerzellen, sowie das zur Verfügung stellen von Nistmaterial am Einsatztag. In der Woche bleiben die Nistzellen geschlossen und bieten lediglich nur eine Sitzgelegenheit.
Was für Tauben sitzen im Zuchtschlag und aus welchen kommen die „guten“?
Antwort: Über Dieter Siebert und Frank Brieskorn kam die „Figo-Linie“ von Kees Bosua auf den Schlag. Diese Linie hat sich hier seit 2011 wohl als die leistungsstärkste etabliert. Darüber hinaus fliegen Nachzuchten des „Kleinen Dirk“ von G. Koopmann sehr gut. Dieses Blut wurde über Dirk Zoland in den Bestand eingeführt. Ebenfalls über Dirk Zoland kamen Tauben der alten „Wittenbuik-Linie“ von Gaby Vandenabeele. Die Nachzuchten fliegen seit 2008 immer wieder Spitze. Seit über 10 Jahren erhält man Tauben von Alfred Berger „zum Spielen“. Die Linie des „Champ 408“ ist dabei besonders zu benennen. Weitere sehr gute Erfahrungen wurden mit original Tauben von Markus Neeb und Dirk de Beer gemacht.
Die SG Ulrich testet gerne auch andere Erfolgslinien, dabei werden unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Man ist hier der Meinung, dass eine Zuchtlinie zum Züchter passen muss und man sich als Züchter auf seinem ganz eigenen Weg einen funktionierenden Zuchtstamm aufbauen sollte.
Gibt es Besonderheiten, z.B. bei der Motivation, oder bezogen auf das Versorgungskonzept Änderungen zum Vorjahr?
Antwort: In der Saison 2017 wurde stärker auf die Darmgesundheit der Reisetauben geachtet. So wurde verstärkt Entrobac eingesetzt.
Um eine zusätzliche Formsteigerung zum Saisonstart zu erzielen, wurden die Weibchen bis 14 Tage vor dem ersten Preisflug verdunkelt (März bis Mitte April), morgens eine Stunde den Sonnenaufgang verzögert und abends den Sonnenuntergang eine Stunde vorgezogen.