Im MAI 2020 – von Dr. Peter Boskamp…
Jungtaubenkrankheit – weitere Erkenntnisse
Spricht man heute über Jungtauben so kann man in vielen Fällen auch sofort über Jungtaubenkrankheit sprechen. Es ist mittlerweile zur Regel geworden, dass Jungtauben anscheinend ohne Ausnahme von einer Jungtaubenkrankheit befallen werden. Es wird angenommen, dass mehrere Faktoren bei dieser Störung eine Rolle spielen. Beispielsweise spielen verschiedene Viren eine Rolle, auch Bakterien und Stress, z.B. indem sie zum ersten Mal in den Korb kommen (egal ob mit oder ohne bereits infizierte Tauben). Kurz gesagt, wir können nicht nur einen Auslöser identifizieren.
Interessant war ein Vortrag des Tierarztes
Rubbenstroth anlässlich des Veterinärtreffens während der DBA in Dortmund. Er erforschte
zusammen mit der Universität Hannover wissenschaftlich, welche Rolle das
Rotavirus dabei spielen kann. Sie verdienen höchsten Respekt
für diese Forschung.
Die Ergebnisse aus dieser Forschung
werden sicherlich zu einem späteren Zeitpunkt fachlich fundiert veröffentlicht.
Es scheint jedoch, dass es einen kausalen Zusammenhang zwischen
der Infektion mit dem Rotavirus und dem Auftreten von Jungtaubenkrankheit gibt. Infektionen mit
diesem Virus scheinen sich im Taubenschlag und in Taubenkörben lange Zeit zu halten.
Dies sollte Beachtung finden.
Das Rotavirus ist bei Tauben seit langem
bekannt. Dem wurde nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Aber jetzt
ist es in den Focus gerückt, seit es in
Australien einen schweren Ausbruch mit massiven Todesfällen gab. Retrospektive Untersuchungen haben gezeigt, dass in altem
Untersuchungsmaterial “milde” Stämme vorhanden sind. Seit
2016 scheint das Virus aggressiver zu werden und führt zu größeren Problemen
bei den Jungtauben.
Wir selbst haben im Frühjahr 2018
in unserer Region eine beträchtliche Mortalität gesehen, obwohl kein Rotavirus
gefunden wurde, sondern häufiger Kombinationen des Herpesvirus mit dem
Circovirus oder dem Adenovirus und dem Circovirus. Ich
denke daher, dass wir vorerst noch vorsichtig sein sollten, wenn es darum geht,
junge Taubenkrankheiten ausschliesslich als Ergebnis des Rotavirus anzuzeigen.
Ich unterschätze nicht, dass das Rotavirus in den letzten Jahren aggressiver wurde. Die Jungtaubenerkrankung ist jedoch seit vielen Jahren als solche erkennbar, während im Jahr 2016 nur milde Varianten des Rotavirus nachweisbar waren. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass Rotavirus bereits vor 2016 Teil des Jungtauben-Problems war, genau wie Adenovirus, Paramyxovirus, Herpesvirus und Circovirus. Darüber hinaus spielen Bakterien eine Rolle als Begleiter des Problems.
In der Praxis hören wir immer häufiger,
dass die Probleme mit der Jungtaubenkrankheit geringer werden, speziell dort
wo Züchter ihre Tauben zweimal gegen
Herpes und Paramyxo oder sogar Herpes Paramyxo und Adeno impfen lassen.
Wenn die Ursache der Jungtaubenkrankheit
ausschließlich eine Kontamination mit dem
Rotavirus ist, müssten diese Schläge ebenfalls Probleme haben, da das Virus häufig
in scheinbar gesunden Tauben zu finden ist.
Es scheint jedenfalls so, dass weitere
Faktoren vorhanden sein müssen, um einen Ausbruch der Jungtaubenkrankheit
hervorzurufen. Was absolut nicht förderlich ist, wenn die Gesundheit des
Mikrobioms vernachlässigt wird.
Unter Mikrobiom verstehen wir die
Gesamtheit lebender Organismen wie(Bakterien, Viren, Protozoen, Hefen und Pilze
im Darm, die dort ein ökologisches Gleichgewicht aufrechterhalten und mehr oder
weniger friedlich zusammen leben.
Die neuesten Erkenntnisse, die
durch die Erforschung der Gesundheit des Mikrobioms entwickelt wurden, weisen
unbestreitbar auf die Wichtigkeit einer gesunden Darmfunktion und eines
gesunden Mikrobioms hin. Eine Störung des
Gesundheitsgleichgewichts im Darm führt bald zu Erkrankungen des Wirts. Der Körper des Wirts scheint stark von den Nährstoffen abhängig zu
sein, die das Mikrobiom produziert. Im Taubensport
herrscht nach wie vor die weit verbreitete Meinung vor, dass Antibiotika das
Allheilmittel gegen alle Beschwerden sind.
Alles ist in erster Linie mit guter Forschung verbunden. Keine blinde Heilung mit Antibiotika. Wir bieten selbst ein Produkt namens Sambucca-plus an, während wir auf die Ergebnisse der Labortests warten und zunächst nur die bereits stark infizierten Tiere medikamentös behandeln. Um einen Flüssigkeitsverlust bei starkem Durchfall zu vermeiden, stellen wir Ihnen gerne Elektrolyte zur Verfügung. Die gezielte Behandlung wird auf Basis der Laboruntersuchung und des Antibiogramms eingeleitet. Seltsamerweise sind die Beschwerden in einer beträchtlichen Anzahl von Fällen verbessert, noch bevor die gezielte Behandlung in Anspruch genommen werden muss. Wir kommen daher allmählich zu dem Schluss, dass die Verabreichung von Antibiotika, insbesondere bei viralen Infektionen, kontraproduktiv ist, insbesondere wenn dies mit natürlichen Mitteln möglich wäre.
Es gibt nur wenige Taubenzüchter, die
diesen Paradigmenwechsel anstreben. Diejenigen, die dies jedoch
tun sind plötzlich überzeugt, dass die alternativlose Antibiotikagabe der letzten Jahre einfach falsch
war.
Hier gibt es noch viel zu tun.
Was können wir zusammenfassend sagen?
Die Jungtaubenkrankheit ist eine Krankheit mit vielen Ursachen. Obwohl die Symptome in allen Fällen gleich sein können, kann die Ursache sehr unterschiedlich sein.
Um die Probleme bei Virusinfektionen strukturell zu lösen, ist eine echte Lösung wahrscheinlich nur verfügbar, wenn Impfstoffe gegen die verschiedenen Ursachen der Beschwerden verfügbar sind.
Antibiotika bei Virusinfektionen tragen wenig zur Lösung der Probleme bei. Viren sind nicht empfindlich gegen Antibiotika.
Der oft gehörte Kommentar „Tut es nicht weh, dann schadet es nicht“, von denjenigen die Antibiotika seit Jahren angewendet haben, ist jetzt völlig überholt.
Gesundes Microbiom
Im Vorigen wurde erwähnt, dass die Gesundheit des Mikrobioms für die Gesunderhaltung von Jungtauben sehr wichtig ist. Für die Entwicklung eines guten und gesunden Mikrobioms ist die Bereitstellung von Antibiotika grundsätzlich ausgeschlossen. Wie für kleine Kinder ist es vorzuziehen, dass sie vor dem vierten Jahr keine Antibiotika erhalten sollten. Dies gilt nach Möglichkeit auch für Jungtauben im ersten Lebensjahr. Junge Tauben müssen noch ihr Immunsystem entwickeln. Dazu ist es wichtig, dass die Immunzellen mit möglichst vielen Bewohnern des Mikrobioms in Kontakt kommen, damit sie erfahren, dass diese Bewohner nicht gefährlich sind. Ist ein Mikrobiom gut entwickelt, leben die Bewohner in Symbiose zusammen. Diese Symbiose stellt sicher, dass optimale Baustoffe für den Wirt hergestellt werden können. Neue Forschungen zeigen, dass Menschen und Tiere zum Teil auf die Substanzen angewiesen sind, die vom Mikrobiom für das reibungslose Funktionieren des Körpers produziert werden.
Indem sie den Tauben in jungen Jahren Antibiotika verabreichen, berauben sie den Tauben nicht nur die Chance einer optimalen Reifung, sondern sie können auch sicher sein, dass wichtige Nährstoffe in geringerem Maße produziert werden. Letzteres nützt dem Zustand der Tauben nicht. Nicht dass die Tauben sofort krank werden, nicht das. Wer jedoch so handelt entscheidet sich auch für eine weniger optimale Gesundheit.
Dies kann dazu führen, dass der optimale Status für das betreffende Mikrobiom nicht erreicht wird. In einer Zeit, in der der Taubensport Spitzensport ist, kann dies den Unterschied ausmachen.
Wir sehen mehrere sehr gute Züchter, die vor einigen Jahren auf den Einsatz von Antibiotika bei jungen Tauben verzichtet haben, und entwickeln immer stärkere Tauben. In der Klinik werde ich oft gefragt, warum die Tauben heutzutage so empfindlich auf Infektionen aller Art wirken. Oft sagen die Züchter, dass sie glauben, dass immer neue Infektionen kommen. Die Dinge sind jedoch differenzierter. Wie der Forscher Rubbenstroth in seiner Studie feststellte, war das Rotavirus bereits viel früher in jungen Tauben vorhanden. Sie konnten in Stichproben aus dem Jahr 2000 ermittelt werden. Diese Viren verursachten jedoch keine Probleme. Die Vermischung mit dem Virus der australischen Variante, bei dem sehr viele Todesfälle zu beklagen waren, hat in den letzten Jahren zu einer Zunahme der Probleme geführt. Aller Wahrscheinlichkeit nach greifen diese Viren bei Züchter an, die ihren Nachkommen viel zu viele Antibiotika verabreichen, wodurch das gesamte Mikrobiom geschwächt wird. Denn Vireninfektionen bekommen oft nur eine Chance, die sie sich bei für sie günstigen Bedingungen zunutze machen. Wir sehen das beim Einkorben für die Trainingsflüge. Zwei Tage später sieht man Probleme mit den Tauben. Der Stressfaktor, der durch das Einkorben der Tauben beeinflusst werden kann, trägt zum Ausbruch der Jungtaubenkrankheit bei. Oft genug stoßen wir beim Adeno- oder Rotavirus auf Tauben, die sehr gesund aussehen. Allein die Umstände im eigenen Schlag verursachen keine Probleme. Der notwendige Stressfaktor fehlt.
Durch die Optimierung der Qualität des Mikrobioms erhalten die jungen Tauben zusätzliche Möglichkeiten, um die Herausforderungen durch die Jungtaubenkrabnkheit besser bewältigen zu können.
Diese Symptome bestehen jedoch nicht immer, wobei mindestens die Hälfte der Tauben betroffen ist. Aber die Züchter, die sofort mit Antibiotika beginnen, werden es nie erfahren. Sie denken, das liegt an den Antibiotika, die sie geben. Die Praxis zeigt, dass viele dieser Fälle auch mit Elektrolyten und Sambucca plus behoben werden können, ohne dass das Mikrobiom sofort angezapft werden muss. Tierärzte, die hauptsächlich mit dem Verkauf von Antibiotika Geld verdienen möchten, werden geneigt sein zu sagen, dass diese Störung des Mikrobioms bei Tauben nicht relevant ist. Ich habe auch diese überholten Aussagen dieser Ärzte gelesen. Aber jetzt wissen es Menschen mit echtem Wissen besser. Es geschieht nicht umsonst, dass die Behörden den übermäßigen Einsatz von Antibiotika einschränken wollen, da dies eine Gefahr darstellt, auch für die öffentliche Gesundheit.
In den kommenden Jahren werden die verschiedenen Optionen, die die Gesundheit des Mikrobioms verbessern können, mehr Aufmerksamkeit der allgemeinen Medizin und der Veterinärmedizin erhalten. Hier sind vor allem in den USA große Fortschritte zu verzeichnen.
Zusammenfassend kann festgestellt werden:
* Ein Einblick in die Funktionsweise des Mikrobioms hat zu der Erkenntnis geführt, dass ein übermäßiger Einsatz von Antibiotika längerfristig den gegenteiligen Effekt hat.
* Virale Erkrankungen sind mit einem mäßig funktionierenden Mikrobiom wahrscheinlicher.
* Falls möglich scheint eine begrenzte, individuelle Behandlung kranker Tiere in einem frühen Stadium in Kombination mit einem natürlicheren Ansatz längerfristig viel wirksamer zu sein.
* Vorbeugen ist besser als Heilen und die Optimierung der Gesundheit des Mikrobioms hilft, Enttäuschungen zu reduzieren.
Viel Erfolg !
Ihr Peter Boskamp
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