Im MÄRZ 2017 – von Dr. Peter Boskamp…


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Offene Fragen….(2)

 

Krankheitsbehandlung
Wenn wir über Krankheitsbekämpfung, Gesundheitsvorsorge und Leistungsvorsorge sprechen, müssen wir bei Krankheitsbekämfung die Behandlung von Tieren verstehen, die klinisch krank sind. Dies ist etwas völlig anderes als die Verwendung von Antibiotika und Chemotherapeutika zur Vorbeugung von Krankheiten, die nicht festgestellt sind. Letzteres war seit Jahren in der Veterinärmedizin sehr verbreitet. Auch haben die Regierungen hier in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts sehr zu beigetragen. Dieser Weg wird jetzt zunehmend in der Veterinärmedizin aufgegeben. Antibiotika sind nach neuesten Erkenntnissen der Behandlung von diagnostizierten Krankheiten vorbehalten. Das gilt heute für nahezu alle vorkommenden Krankheiten und bei allen Tierarten , einschließlich der Tauben und im Taubensport.

 

Vorgehensweise bei Antibiotika
Die Vorgehensweise  beim verminderten  Einsatz von Antibiotika in der Tiermedizin  wird von den Behörden überwacht, mit dem Ziel,  die Verwendung von Antibiotika drastisch zu reduzieren. Den Berichten zufolge wurde die Verwendung dieser Mittel  bereits  um mehr als 60% in der Veterinärmedizin reduziert. Dies wird jedoch nicht als Endziel  gesehen. Die Benutzung bei Grossverbrauchern  (Hühner, Schweine, etc.) ist deutlich reduziert und nun wird bei anderen Tierarten verstärkt beobachtet. Eine dieser Arten ist die Brieftaube.

 

Mittel der ersten, zweiten und dritten Wahl
Eine der Regeln den Einsatz von Antibiotika zu reduzieren, wurde im Jahr 2012 aufgestellt. Sie trifft bei antibakteriellen Mitteln eine Unterscheidung zwischen Mittel der ersten, zweiten und dritten Wahl. Tierärzten ist es dabei nicht erlaubt, Mittel der zweiten oder dritten Wahl bei Krankheiten zu verwenden,  solange es noch wirksame Mittel der ersten Wahl gibt. Zu den Mitteln der  dritten Wahl gehört z.B. das bekannte Baytril®. Die Verwendung dieses Mittels sowie auc h eine Reihe anderer Mittel ist in den Niederlanden nur dann erlaubt, wenn kein anderes Mittel mehr wirksam ist.
Für die Taubenzüchter ist dies oft schwer zu verstehen, da sie doch mit diesem Medikament über eine lange Zeit gute Erfahrungen gemacht haben. Für die Liebhaber in den Grenzregionen wird  oft nicht verstanden, wieso diese Mittel auf der anderen Seite der Grenze noch zur  Behandlung von Krankheiten zugelassen sind. Unsere Nachbarn sind oft mit der Umsetzung der Regeln zur Verringerung des Einsatzes von Antibiotika bei Tieren nicht so weit. Es wird jedoch erwartet, dass dieser Rückstand in naher Zukunft beseitigt wird.

Präventives Kuren mit  Antibiotika gegen nicht diagnostizierte Krankheit ist in der aktuellen Antiniotika-Politik  als  ‚no go‘ anzusehen. Auch  im Taubensport werden wir diese geänderten Regeln beachten müssen.

Obwohl sich die Verwendung von Antibiotika unter dem Vergrößerungsglas betrachtet in den letzten Jahren verändert  hat, bedeutet dies nicht, dass  bei  diagnostizierten  Krankheiten immer noch die (primären) Ressourcen benutzt werden können. Wichtig dabei ist, dass durch bakteriologische Untersuchungen eine richtige Diagnose gestellt wird. Dritte Wahl Mittel sind heute nur dann anzuwenden, wenn die absolute Notwendigkeit besteht. Zweite Wahl Medikamente werden auch nur dann eingesetzt,  wenn es scheint, dass die erste Wahl keine oder nicht genügend Wirksamkeit zeigt.

 

Magistrale  Herstellung
Innerhalb der Tiermedizin können für die Behandlung von kranken Tieren nur die Produkte verwendet werden, welche  auch für diese Art registriert sind. Für eine gute Behandlung bei Tauben stehen diese aber leider sehr eingeschränkt zur Verfügung. Der Gesetzgeber hat für diese Fälle erlaubt, dass Tierarzneimittel , die für andere Tierarten registriert sind, verwendet werden können. Diese Vorgehensweise ist die sogenannte Kaskadenregelung. Sollte es keine zugelassenen Tierarzneimitteln in der Kaskadenregelung geben, so kann der Tierarzt für ein bestimmtes Tier oder eine Gruppe von Tieren selbst ein so genanntes  “Magistrales Tierarzneimittel” zusammenstellen.

Die obige Aussage soll deutlich machen, dass es nicht nur für die Züchter, sondern auch für die behandelnden Tierärzte nicht einfacher geworden ist. Auf der einen Seite muss der Tierarzt die Vorschriften einhalten, auf der anderen Seite besteht der Züchterwunsch, so schnell wie möglich die die Tauben geheilt zu bekommen. Letzteres ist natürlich vor allem während der Reisesaison der Fall. Kein Züchter wird dann lange warten wollen, um kranke Tiere zu heilen.
Dies ist ein Problem, dass alle in naher Zukunft mehr und mehr beschäftigen wird.

 

Vorbeugende Gesundheitsvorsorge
In Zukunft wird die Gesundheitsvorsorge, wodurch verhindert wird, dass die Tiere krank werden und Antibiotika brauchen, immer wichtiger werden. Diese präventive Gesundheitsvporsorge wurde seit Jahren von vielen Züchtern  mehr oder weniger vernachlässigt. Vor allem wurden durch den Einsatz von Antibiotika häufig auftretende Probleme in der Regel  schnell gelöst. Glücklicherweise wurde  im Laufe der Jahre bewiesen, dass es zusätzlich zu Antibiotika genügend natürliche Ressourcen gibt. Diese sind von verschiedenen Unternehmen für den Taubensport  entwickelt worden, die das Problem der Verwendung von antimikrobiellen Mitteln erkannt haben.
In anderen Bereichen, in denen eine strengere Einhaltung der einschlägigen Vorschriften des Einsatzes von Antibiotika durchgesetzt wurde (Schweine, Geflügel), haben sich mehrere Initiativen entwickelt, um gemeinsam die Krankheiten mit natürlichen Ressourcen zu verhindern. Die Zeit hat gezeigt, dass dies in diesen Bereichen  sehr gut funktioniert. Warum sollte dies nicht auch  im Taubensport möglich sein?

Der Kern der Sache ist, dass Taubenzüchter, die seit Jahren nur den einen Weg zur Erhaltung der Gesundheit ihrer Tauben kennen, nämlich den durch regelmäßige Antibiotikagabe, dazu lernen müssen. Sie werden sich damit  vertraut machen müssen, welche Möglichkeiten zur Verfügung stehen, eine Krankheit durch natürliche Mittel zu verhindern. Das wird vielen Menschen schwer fallen. Niemand will verwurzelte Gewohnheiten lockern. Und doch ist ein unbestreitbarer Trend in unserem Sport spürbar. Dies unabhängig davon, ob sich die Vorschriften über die Verwendung und die Verschreibung von Antibiotika und Chemotherapeutika durchsetzen werden. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Und wie so oft, liegt die Wahrheit in der Regel in der Mitte. Mehr  Antibiotikaeinsatz, um  Krankheiten zu verhindern,  führte bei vielen Liebhabern zu  einem  bösen Erwachen. Auf der anderen Seite ist die bloße Nutzung von natürlichen Mitteln auch nicht alles. Unter bestimmten Umständen ist der Gebrauch von Antibiotika notwendig. Der Vorteil der letzteren Methode ist jedoch, dass das Risiko von Resistenzen viel geringer, und somit eine erfolgreiche Behandlung im Krankheitsfall  wahrscheinlicher wird.

 

In einem späteren Beitrag  werde ich einige allgemeine praktische Ratschläge geben und auch über Mittel informieren, die im Taubensport zugelassen sind.

 

Viel Erfolg !

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Ihr Peter Boskamp

 

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