Im JUNI 2017 – von Dr. Peter Boskamp…
Krankheitsbekämpfung
Reden wir von Krankheitsbekämpfung dann meinen wir die medikamnentöse Beahndlung von Tieren die ernsthaft erkrankt sind.
Als ich vor kurzem bei Züchtern zur Unetersuchung von Tauben vor Ort war kam ein Züchter mit einer Taube, welche ein halbes Jahr unterwegs war. Die Taube sah auf den ersten Blick gut aus. Nicht gerade so als wäre sie unterwegs gewesen. Der Züchter hatte die Taube auch nicht unter Quarantäne gestellt, sondern zu seinen anderen Tauben gesetzt.
Wir haben uns die Taube angeschaut und konnten wenig finden. Die Atemwege waren gut, keine Pilze im Kropf, keine Bully-Bakterien und Trichomonaden. Also auf den ersten Blick schien alles normal. Leider hatte der Züchter keine Kotprope der Taube gesammelt, so konnten wir keine mikroskopische Untersuchung des Kotes machen. Allerdings hatte die Taube einen winzig kleinen Kothaufen im Korb produziert, zu wenig, um eine Untersuchung mit Zentrifugentechnik zu machen. Im Allgemeinen macht eine Kotuntersuchung ohne Nutzung der Zentrifugentechnik wenig Sinn.
Nur bei sehr schweren Infektionen sind Kokzidien oder Wurmeier zu finden. Durch Zentrifugieren werden alle Kokzidien und Wurmeier im Kot sichtbar. Der Vorteil dieses Verfahrens ist, dass es auf ähnliche Weise möglich ist, die Intensität des Wurm- oder Kokzidiosebefalls zu bestimmen.
Wir hören manchmal von Züchtern, dass sie eine Kotprobe bei einem Tierarzt ohne Befund haben überprüfen lassen. Bei uns waren aber dann nach dem Zentrifugieren deutlich Parasiten auf dem Bildschirm zu sehen.
Ich habe versucht, dem Züchter dies zu erklären. Aber er bestand darauf, mit dem wenigen Kot eine Untersuchung zu machen. Nicht, dass ich es erwartet hatte, aber solch eine geringe Untersuchungsmenge zeigt im Allgemeinen nicht die tatsächliche Infektionsrate. Nur sehr schwere parasitäre Erkrankungen können mit dieser „Nativen- Untersuchung” erkannt werden. Aber was für eine Überraschung? In diesem bischen Kot waren nicht weniger als 26 Wurmeier. Sowohl Spulwurm- als auch Haarwurmeier. Das war also nicht nur ein infizierter Vogel, sondern eine sehr stark infizierte Taube. Ich habe versucht, dem Liebhaber zu erklären, dass er nun alle Tauben auf dem Schlag behandeln muss. Der Züchter lies sich jedoch davon wenig beeindrucken. Stattdessen wollte er nach Hause gehen und Kot von seinem Schlag holen. Er hatte Gitterroste damit der Kot daduch fällt.
Ich versuchte ihm zu erkären, dass dies nicht unbedingt etwas bedeutet. Der Kot, mit dem er später kam, war nicht überraschend vollständig negativ. Das ist nicht merkwürdig, aber ich komme bald nochmal darauf zurück. Der Züchter bevorzugte es, nur diese eine Taube zu behandeln. Ich dachte sofort an die armen Tauben der Züchter, welche mit den Tauben dieses Züchters in Zukunft eingekorbt werden. Er bekam dafür sogar Zuspruch von einem anderen Liebhaber als er erzählte, dass er nur eine Taube behandeln würde und nicht ‚nutzlos‘ andere Tauben. Ich war immer noch über so viele Missverständnisse und mangelnde Kenntnis über eine Wurm-Infektion überrascht.
Früher ging man sehr lakonisch mit Wurminfektionen um. Aber heute sollte eine Wurminfektion nicht unterschätzt werden. Schon gar nicht bei Mittelstreckenflügen und Wettbewerben der Eintagesweitstrecke und bei Übernachtflügen. Selbst bei Kurzstreckenflügen reicht oft ein kleiner Infekt aus, um nicht in die Liste zu kommen. Wenn eine Taube im Reisekorb ein Wurmei aufnimmt kann sich hieraus ein Wurmbefall entwickeln. Es kann aber auch sein, dass das Ei noch nicht reif genug ist, um die Taube zu infizieren. Aber gehen wir davon aus, dass das Ei reif ist und den Vogel mit einer Larve infizieren kann. Ein Wurm häutet sich mehrmals und die ersten Stadien schützen die Würmer wie ein “Panzer” und sie sind überhaupt nicht anfällig für jede Art von Wurmmittel. Erst nach ca. 10 Tagen können Wurmmittel die Larven abtöten.
Was bedeutet das in der Praxis? Hat man eine Wurminfektion, so kann es sein, dass einige der Larven für ein Wurmmittel nicht empfänglich sind. Sie werden daher nicht durch eine Wurmbehandlung abgetötet. Diese können sich dann zu erwachsenen Würmern entwickeln, die die Infektion auf dem Schlag verbreiten. Es ist daher wichtig, die Wurmbehandlung nach etwa 10-14 Tagen zu wiederholen. Wie auch immer muss die Wiederholung stattfinden bevor die reifen Larven wieder Eier produzieren. Man geht sicher wenn man dies nach etwa 35 Tage nach der möglichen Infektion und damit etwa drei Wochen nach der ersten Wurmkur wiederholt. Wie die Praxis zeigt sind individuelle Behandlungen immer besser als Trinkwasseranwendungen , vor allem bei Haarwurm-Infektionen.
Nun zurück zum praktischen Fall des genannten Züchters. Er hatte die Taube, die ein halbes Jahr weg war, zu seinen anderen Tauben in den Schlag gesetzt. Diese Taube war stark infiziert. Der Liebhaber hatte Gitterroste, aber das bedeutet nicht, dass alle klebrigen Eier durch die Roste fallen. Diese Taube produziert große Mengen an Eiern. Ein Teil blieb auch an den Schuhen des Züchters haften und diese Eier wurden so in andere Schlagabteile verbracht.
So kommt es wahrscheinlich zu einem Befall von mehreren Tauben in diesem Abteil und anderen Abteilen. Da es aber erst 14 Tage her ist, dass die Taube zurück ist, gibt es noch keine erwachsenen Würmer. Als Ergebnis kann man also noch eine Explosion der Wurmeier in diesem Stadium verhindern. Man sollte also so schnell wie möglich alle Tauben behandeln und diese Behandlung auch wiederholen. Eier, die noch nicht aufgenommen wurden und auf ein Opfer warten können durch ausbrennen des Schlages getötet werden. Desinfektionsmittel sind nicht wirksam gegen Wurmeier. Sie überleben solange sie im Ei sind.
Wenn dieser Liebhaber nur die Taube behandelt, welche zurückgekehrt ist , so wird er ein längerfristiges großes Problem bekommen. Schließlich wurden die von der Taube ausgeschieden Eier wahrscheinlich schon in anderen Abteile gebracht . Die Tauben nehmen diese infektiösen Eier in unterschiedlichen Zyklen auf und so kann es zu einer maximalen Vermehrung der Eier kommen. Der Züchter produziert so ein längerfristiges Problem, dass er hätte leicht vermieden können, indem er klugerweise die Tauben alle rechtzeitig behandelt hätte. Es gibt immer unbelehrbare Züchter. Das Problem ist, dass die Züchter welche später bei diesem Züchter ihre Tauben einsetzen die eigentlich Leidtragenden sind. Eine Sünde!
Viel Erfolg !
Peter Boskamp
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