Oliver, wenn ich die Saison 2017 in Hochheim als Sommermärchen bezeichnen darf, untertreibe ich sicher nicht.
Nein, ganz und gar nicht, wie du schon zu Beginn erwähnt hast, ist der Sommer 2017 für uns ein ganz besonderer gewesen, nämlich das beste Reisejahr unserer SG-Karriere. Highlight war ganz klar Platz 3 bei der Verbands-Jährigenmeisterschaft, aber auch die einzelnen super Flüge mit 2 x über 80 % auf 400 und 500 km sowie einmal die ersten 10 Konkurse und einmal die ersten 8 Konkurse im Regionalverband haben diese Saison zu etwas Einmaligem gemacht.
Bevor wir in eure Super-Saison einsteigen, erkläre uns doch bitte euer Reisesystem.
Wir spielen unsere rund 100 Tauben, von denen 40 % Jährige sind, nach der Totalen Witwerschaft. Außerdem wurden erstmals 20 Männchen unter den Namen von Sandra gespielt. Unser Schlag gliedert sich in zwei komplett voneinander getrennte Schlaganlagen, die jeweils Platz für ein Männchen- und ein Weibchen-Abteil bieten. Wir unterscheiden den Schlag „Wolf“, ein Betonschlag mit Flachdach, bei dem die Vorderfront ab ca. 1 Meter vom Boden mit Drahtgittern geöffnet ist. Die zweite Schlaganlage „Fuchs“ ist ein 3 m x 8 m Punt-Taubenschlag mit einem Versorgungsgang. Hier versuchen wir jedes Jahr, die Lüftung zu verbessern.
Den Schlagnamen nach zu urteilen, entnehme ich, dass die Aufgaben gut verteilt sind, habe ich Recht?
Ja, das hast du richtig erkannt. Diese Aufteilung ist einer der Gründe, weshalb wir 2017 bei Röhnfried gelandet sind.
Das musst du mir und den Lesern bitte noch einmal genauer erklären.
Du musst wissen, dass Johann für die Betreuung der Reisetauben auf dem Schlag „Wolf“ zuständig ist und diese nach unserem altbewährten Versorgungssystem begleitet. Das System hat sich über Jahre etabliert und von diesem wollen wir auch nicht komplett abweichen, deswegen die Teilung.
Ich probiere auf dem Schlag „Fuchs“ gerne etwas aus, so habe ich in den vergangenen 4 Jahren Versorgungssysteme von 4 unterschiedlichen namhaften Firmen ausprobiert. Jedes Mal musste ich noch während der laufenden Saison feststellen, dass die Tauben auf dem Schlag „Wolf“ sowohl in der Spitze als auch in der Preisausbeute den Tauben des „Fuchs“-Schlages voraus waren, sodass ich zum alten System zurückwechselte und ab diesem Zeitpunkt lief alles wieder gut.
Auch 2017 konnte ich meine Finger nicht still halten und habe mir u.a. auf deine Empfehlung hin einen Plan mit Produkten der Firma Röhnfried zusammengestellt.
Wenn ich richtig aufgepasst habe, kann es sein, dass die unterschiedlichen Leistungen zu Beginn der Saison mit den unterschiedlichen Bauweisen eurer Schläge zusammenhängen könnten und du mit der Suche nach einem besseren Versorgungskonzept auf dem Holzweg bist?
Nein, das denke ich nicht, die Tauben auf dem von Röhnfried versorgten Schlag „Fuchs“ sind dieses Jahr in allen Bereichen besser gewesen. Zu Beginn der Saison hat die Truppe von Johann noch gut mithalten können. Aber gerade auf den Flügen ab 400 km und mit Gegenwind konnten sich „meine“ absetzen und von den aufgebauten Reserven zehren.
Noch vor Saisonbeginn musste ich die Männchen bremsen, indem ich das tägliche Training reduziert habe, sonst hätte ich bei den kalten Außentemperaturen wohl noch mehr Schiefflieger.
Wie hast du also die „Fuchs“-Tauben speziell auf die Saison 2017 vorbereitet?
Beim Training machen wir keinen Unterschied zwischen den Schlägen. Da wir alle noch berufstätig sind, fehlt die Zeit, die Tauben zweimal täglich am Haus fliegen zu lassen, deswegen wird alles auf den Abend gelegt. Während die Männchen 60–90 Minuten pro Trainingseinheit absolvieren, kann es sein, dass die Weibchen sogar bis zu 120 Minuten ihr Programm abspulen. Vor der Saison haben wir unsere Tauben 10 x privat weggebracht, was wir während der Saison einmal wöchentlich von 45 km wiederholt haben. Bevor die Trainingsphase richtig begonnen hat, habe ich bei den Tauben eine 7 Tage andauernde Kur mit Hexenbier und Avimycin-Pulver durchgeführt.
Alle Tauben wurden gegen Paramyxo geimpft, und eine Ridzol-Kur wurde während des Brütens durchgeführt. Eine Atemwegskur wird nur durchgeführt, wenn Abstriche und entsprechende Resistenztests positiv ausfallen.
Was konntest du im Vergleich zu den Vorjahren noch bei deinen Tauben feststellen und wie hat sich dies geäußert?
Das Training am Haus war dieses Jahr einmalig. Die Tauben waren bei jedem Training zwischen 50–70 Minuten komplett verschwunden und das über Wochen lang. Und das Wichtigste, sie waren beim Preisflug einfach einige Minuten schneller zuhause. Ich bin der Meinung, dass sich besonders die Gabe von Rotosal am Tag vor dem Einsetzen vor anspruchsvollen Flügen positiv auf die Flugleistung am Wochenende ausgewirkt hat. Auch die regelmäßige Gabe von Carni-Speed und Entrobac während der Woche haben sich positiv auf das Trainingsverhalten ausgewirkt.
Hast du sonst noch weitere Dinge neu ausprobiert?
Zu Beginn der Woche habe ich das Futter mit Hexenbier angesetzt. Außerdem stand am Sonntag nach dem Flug Moorgold auf der Speisekarte. Zur Wochenmitte habe ich Blitzform eingesetzt, um den Stoffwechsel nochmal so richtig in Schwung zu bringen. Das Trinkwasser unserer Zuchttauben wird regelmäßig mit Avidress-Plus angesäuert, damit sich Trichomonaden und andere Plagegeister nicht ungehindert vermehren.
Also kurz zusammengefasst, ein ausgeklügeltes Versorgungssystem mit Sinn und Verstand. Ich nehme mal an, wie bei so vielen anderen gut reisenden Züchtern kommen auch bei euch die Topper aus einem Loch.
Unsere aktuellen Leistungsträger gehen auf 4 Ausgangslinien zurück. Die beiden Brüder „B852“ und „Jackpot“ bilden zurzeit die stärkste Linie, aus dem „Jackpot“ fliegen 2017 allein 3 Kinder einen 1. Konkurs und aus seiner Tochter „Luna“ fliegen 6 Kinder 12, 12, 11, 11, 10 und 10 Preise.
Dann gehen 9 weitere Zweistellige auf den super Zucht- und Reisevogel “1218” zurück.
Die Linie des alten „B815“ ist auch noch in vielen Reiseassen vertreten und Einzeltiere von Hardy Krüger veredeln unseren Zuchtbestand.
Zu guter Letzt, welche Tipps hast du für einen Züchter, der noch nicht so erfolgreich spielt, was möchtest du diesem Züchter raten?
Ich würde mir einen erfolgreichen Züchter suchen, der seit einigen Jahren gut spielt, am besten sogar noch aus der eigenen Region. Mit ihm kann man dann die wichtigsten Faktoren wie Zuchttauben, Schlaganlage und die Versorgung durchsprechen und Fehlerquellen ausmerzen.
Erfolge 2017
Verbandsebene
3. Jährigenmeister
25. Klinikcup (Punktbester mit einem Preis weniger)
Regionalverband 450
1. Reg. Verbandsmeister intern
1. Jährigenmeister
5., 6., 8., 9., 10., Männliche As-Taube des Verbandes
3., 5., 8., 12., 13. Weibliche As-Taube des Verbandes
RV Mainspitze
In den letzten 14 Jahren wurde auf der Alttierreise
101 x der 1. Konkurs errungen.
Kontakt Info
+49 171 1927804
info@fuchs-wolf-pigeon-racing.com