Im MÄRZ 2023 – von Dr. Peter Boskamp…
Microbiom
Eine gute Gesundheit beginnt mit einer optimalen Darmfunktion. Die Aussage „Der Tod sitzt im Darm“ ist keine lose Behauptung. Man kann nie wissen, wie viele völlig gesunde Tauben noch Viren und Bakterien in sich tragen, die große Probleme und sogar Sterblichkeit verursachen können, sobald sich die Umstände zugunsten dieser Krankheitserreger ändern. In der Veterinärmedizin wurde den pathogenen Bakterien und Viren in den letzten Jahren große Aufmerksamkeit geschenkt. Es ist natürlich gut, wenn Tierärzte in diesen Fragen richtig ausgebildet sind. Aber sehr oft wird gesunden Darmbakterien wenig oder keine Aufmerksamkeit geschenkt. Gegenwärtig werden die (guten) Darmbewohner Mikrobiom genannt. In der Vergangenheit wurde von Darmflora gesprochen. Das Ausmaß der guten Darmbakterien spielt eine sehr wichtige Rolle für die Gesundheit des Tieres.
Auch wenn es im Mikrobiom des Darms pathogene Bakterien gibt, heißt das nicht, dass die Tiere tatsächlich krank werden. Oft wird dazu mehr benötigt. Wir wissen jetzt, dass einige dieser Erreger nicht oder fast nicht mit Antibiotika ausgerottet werden können. Mit einer umfangreichen Kenntnis über Microbiome ist noch in Bezug auf die Gesundheit der Tiere viel zu gewinnen. Tierärzte und in ihrer Folge die Züchter waren im Laufe der Jahre daran interessiert, den Kampf gegen Krankheitserreger zu gewinnen, indem sie in erster Linie Antibiotika verabreichten. Es wurde mit Antibiotika gekurt, während dann häufig festgestellt wurde, dass (ähnliche) Probleme nach kurzer Zeit wieder auftreten. Zum Beispiel haben wir in diesem Jahr in weniger als einem Monat mehrere Fälle von Paratyphus in unserer Klinik gesehen, obwohl diese (deutschen) Sportsfreude mit Baytril eine 14-tägige Kur gemacht hatten. Einer dieser Züchter hatte nie Probleme mit Paratyphus. Allerdings hatte er sich von einem befreundeten Züchter überzeugen lassen, dies trotzdem zu tun. Wie gesagt hatte der Züchter nie Probleme mit Paratyphus, spielte sehr gut und hatte auf den ersten Blick Tauben mit sehr guter Gesundheit. Dieser Züchter war völlig verstört, als nach einem guten Monat die Tauben nicht nur Paratyphus bekamen, sondern sich auch voll mit der Pestkop-Bakterie zeigten.
Wie kann das sein, werden Sie sich wahrscheinlich fragen. Höchstwahrscheinlich hatte der Züchter ein optimal funktionierendes Mikrobiom, in dem die vorhandene Paratyphus-Bakterien keine Chance hatten, da die Bedingungen für dieses Pathogen sehr ungünstig waren. Die Tauben waren bei guter Gesundheit.
Die Heilungen mit Baytril hat jedoch nicht nur die Paratyphusbazillen reduziert, sondern auch die guten Darmbakterien mussten dafür bezahlen. Einige Zeit wirkte Baytril gut gegen die Pestkop-Bakterie. Es ist mehr als wahrscheinlich, dass der frühere gute Name dieses Produktes darauf zurückzuführen ist. Da wussten wir aber noch nicht, dass dieses Bakterium ein Problem für Tauben ist. Inzwischen wirkt Baytril kaum noch gegen diesen Verursacher, daher scheint die Gabe von Baytril kontraproduktiv zu sein.
Bei diesem Züchter erholten sich die Paratyphusbakterien schneller von der Antibiotikagabe als die guten Darmbakterien. So erhielten sie im Microbiom die Oberhand über die guten Darmbakterien, die sich in diesem Fall viel langsamer erholten. Dies machte die Lebensbedingungen für diese Paratyphusbakterien günstiger, so dass klinische Symptome auftreten konnten. Anstatt sich vorwärts zu entwickeln, hat sich dieser Züchter verschlechtert. Schließlich hatte er noch nie Paratyphusprobleme gehabt. Es war also wieder ein Fall, in dem der Tod im Darm lag. Jetzt gibt es immer wieder Infektionen, die die Tauben so krank machen, dass sie Antibiotika verabreichen müssen. Wir müssen aber mehr denn je die Auswirkungen dieser Medikamente auf das Mikrobiom angemessen berücksichtigen.
Die neuesten Erkenntnisse machen deutlich, dass wir viele Krankheiten nicht ausmerzen können. Die Stärkung des Mikrobioms könnte sich in solchen Fällen als viel effektiver erweisen als der Versuch, durch Antibiotika mit Krankheiten fertig zu werden. Das Resistenzproblem ist auch am Taubensport nicht spurlos vorbeigegangen. Viele Menschen, die Antibiotika nicht oder kaum selbst verwenden, können mit einem Resistenzmuster mit Bakterien im Mikrobiom ihrer Tauben konfrontiert werden, das besorgniserregend ist. Wenn es sich um eine ausgeprägte Resistenz handelt, ist es oft sehr mühsam, die betroffenen Züchter davon zu überzeugen, dass die Mikrobiome gestärkt werden sollen, anstatt das Mikrobiom durch die wenigen noch funktionierenden Medikamente weiter unter Druck zu setzen.
Die Resistenz von Bakterien gegenüber bestimmten Arzneimitteln wird von den Bewohnern des Mikrobioms sehr schnell unter dem Deckmantel “zusammen sind wir stärker” geteilt. Ein Mikrobiom mit einem hohen Resistenzmuster ist an sich noch kein Drama. Schwierig wird es nur, wenn die Tauben sich mit einer stark krankmachenden Variante eines pathogenen Bakteriums auseinandersetzen müssen. Resistenzen bilden sich dann gerade bei den Bakterien eines Mikrobioms, die wir im Darm nicht haben wollen. Auf diese Weise werden wir unnötigerweise mit den zunehmenden Problemen von krankmachenden Bakterien konfrontiert. Wer das oben genannte gut liest, wird klar verstehen, dass es außerhalb der Reisezeit ein Muss ist, die Hände von Medikamenten zu lassen, falls dies nicht unbedingt notwendig ist. Die Praxis lehrt uns und wissenschaftlich wurde auch untersucht, dass das Resistenzproblem schnell abnehmen kann, indem man die Bakterien nicht länger mit Antibiotika konfrontiert. Besser ist, das Mikrobiom mit guten Darmbakterien zu stärken.
Diese neue Erkenntnis stärkte unseren Wunsch, die Gesundheit des Darms weiter zu unterstützen. Im Laufe der Jahre haben wir bereits mehrere Produkte auf den Markt gebracht, darunter z.B. das Bony SGR und das Bony Sambucca. Diese Produkte stärken die guten Darmbakterien im Microbiom. Noch wichtiger ist jedoch im Fall ausgeprägter Resitenzen durch falsche Antibiotika-Gabe , die guten Bakterien im Microbiom zu stärken. Zu diesem Zweck haben wir seit Mitte 2016 versucht, dieses Ziel mit fermentierten Kräutergetränken zu erreichen. Die Ergebnisse erwiesen sich als viel besser, als wir uns im Voraus getraut hatten zu behaupten. Die Züchter, die das Bony Bio Complete mit ihren Tauben ausprobiert haben, sind daher fast einstimmig sehr zufrieden mit den Ergebnissen. Wo wir anfangs an 7-10 aufeinander folgenden Tagen das Getränk anboten, stellte sich schnell heraus, dass nach einem bis vier Tagen eine charakteristische Verbesserung deutlich sichtbar wurde. Es fällt auf, dass die Daunenmauser stark ansteigt, der Kot in der Regel verbessert wird und die Tauben lebendiger werden und in vielen Fällen das Gefieder sehr weich wird. Gerade die Kombination der ausgewählten guten Bakterien macht dies möglich, sogar mehr als bei anderen Probiotika. Besonders in der Mauserzeit ist es eine wertvolle Unterstützung für Darmgesundheit und Mauser im Allgemeinen.
Die Moral dieser Geschichte? Überlegen sie ernsthaft, die Idee loszulassen, dass mit Antibiotika alle Probleme gelöst werden können. Nicht nur im Interesse Ihrer Tauben, sondern auch in Ihrem eigenen Interesse. Aus der Schweinezucht und der Geflügelwelt ist bekannt, dass Viehzüchter oft auch die multiresistenten Stämme der Bakterien in sich tragen, die ihre Tiere krank machen können. Bei Taubenzüchtern dürfte das nicht viel anders sein. Prävention ist immer noch besser als heilen.
Viel Erfolg
Peter Boskamp