Bosmans-Leekens – 1. National gegen 15.322 Jungtauben ab Chateauroux 2020…
In Belgien ist es für jeden Züchter der Traum, einmal einen Nationalflug zu gewinnen, denn dann ist man „on Top“ und gehört zu den Großen Meistern im Heimatland des Brieftaubensportes. Wenn man nun aber bereits den dritten Nationalsieg in seiner Karriere erringt, dann wird man in die Kategorie „Best of Best“ angehoben und mit allem Respekt behandelt.
Nach Chateauroux setzen insgesamt 1.707 Züchter aus ganz Belgien insgesamt 18.043 Tauben, 2.721 Alttauben und 15.322 Jungtauben, donnerstags ein. Der Auflass erfolgte am Samstag, den 12.9.2020 um 8:30 Uhr. Wie zu erwarten, fiel die erste Taube des Gesamtauflasses um 15:41:06 Uhr mit einer Fluggeschwindigkeit von 1.304,88 m/m in Neerpelt, einer Gemeinde in der Provinz Limburg, bei einer Entfernung von 562 km und errang hierdurch den Nationalsieg des Gesamtauflasses und somit auch den ersten National bei den Alttauben.
Nach den Nationalsiegen ab Chateauroux gg. 5.884 Jährige und auf Argenton gg. 7.843 Alttauben sowie der 2. Olympiadeduif Allround für Belgien in Brüssel 2017 folgte nun der dritte Nationalsieg ab Chateauroux am 12.9.2020 gg. 15.322 Jungtauben bei einer Entfernung von 540 km.
Sieger ist die Schlaggemeinschaft Bosmans-Leekens, die aus Marc Bosmans und Dirk Leekens besteht, welche wir Ihnen nun etwas näher vorstellen möchten.
Marc Bosmans
Marc Bosmans begann mit 13 Jahren mit Rassetauben, wechselte aber bald zu Brieftauben. Der Vater war kein Taubenzüchter, doch Vater und auch Großvater haben ihn immer unterstützt. 1989 mit der Heirat dann das heutige Domizil angekauft. Die heutigen schmucken Schläge wurden 1992 gebaut. In den Jahren 1994-95 wurde dann an verschiedenen Wettflügen mit unterschiedlichen Ergebnissen teilgenommen, aber so ab Ende der neunziger Jahre ging alles etwas bergab und auch nicht so, wie man es gerne gehabt hätte. Marc hatte schon über aufhören nachgedacht, bis er Dirk Leekens traf. Marc hatte gehört, dass Dirk 2012 mit Tauben aufhören würde und es kam zu einem intensiven Gespräch mit dem Ergebnis, dass in 2011 eine Runde Jungtauben aus den besten Tauben von Dirk nach Beverlo kamen und eine Schlaggemeinschaft gegründet wurde.
Dirk Leekens
Dirk begann mit den Tauben bei Vater Thieu. Ab dem 9. Lebensjahr beschäftigte er sich mit Tauben und ab dem 12. Lebensjahr hatte er bereits einen eigenen Schlag in Waterschei. Dadurch, dass die ganze Familie Leekens mit Tauben spielte, wurde er sprichwörtlich damit erzogen. 1982 zog Dirk dann nach As in die Nähe von Jos Thone, wo er seinen Lebensunterhalt als „Friseur Dirk“ verdiente. Dort wurde dann auch ein Schlag gebaut und er dann mit seinem Friseurgeschäft und seinen Tauben beschäftigt. Durch seine Kenntnisse wurden dann Jos Thone und Jan Hermans auf ihn aufmerksam und so begann dann seine Karriere im internationalen Taubensport. 1992 war dann auch ein großartiges Jahr, denn er gewann alles was es zu gewinnen gab. Europapokal 1992 und die Meisterschaften aller Fachzeitschriften. As-Tauben wie „Milton“ und „Goldwing“ waren die treibenden Kräfte hinter seiner erfolgreichen Kolonie, bevor er dann in sein heutiges Domizil umzog. Hier gewann er gleich den 1. national Brive gegen mehr als 10.000 Tauben und konnte 5 x 1. prov. nachweisen. Insgesamt sammelte er 13 Provinzialsiege und wurde 1. nat. Campions KBDB Jungtauben. Dirk hatte ein geschäftiges Leben. Nach 42 Berufsjahren ist er am 31.12.2018 in den wohlverdienten Ruhestand gegangen.
Gegen die Konkurrenz konnte man aufwarten:
1. National Chateauroux (2020) – 1. National Chateauroux (2014) – 1. National Argenton (2017) – 2. National Tulle (2014) – 2. National Limoges (2018) – 2. Nationaler Champion Jährlinge Kleine Halve Fond (2015) – 18 x 1. Provinzial – 7 x 1. Zone – Olympiade-Duif Brüssel 2017!
Nur mit Täubinnen auf Witwerschaft
Marc und Dirk begann die Saison mit 83 Täubinnen auf der klassischen Witwerschaft, 200 Jungtauben und 60 Zucht- und Ammenpaaren. Bis 2017 wurde die totale Witwerschaft praktiziert, jedoch hatten sich hierbei meistens die Weibchen als die „besseren“ gezeigt und so wurde dann auf die klassische Witwerschaft umgestellt und die Vögel zu Hause gelassen. Das Spiel mit den Weibchen ist viel einfacher sagen Marc und Dirk gemeinsam. Am Morgen gegen 5:30 Uhr werden die Täubinnen für 1,5 Stunden trainiert. Das Training ist immer gut und auch das hereinrufen gestaltet sich relativ simple. Natürlich kam es in der Anfangszeit immer wieder zu gleichgeschlechtlichen Anwandlungen, jedoch nachdem man 2019 die Schläge mit Walzen auf dem Schlagboden ausgestattet hatte, ist dies unterbunden.
Auch hier haben die Raubvögel ihre Spuren hinterlassen und somit werden die Tauben nach der Reise nicht mehr nach draußen gelassen. Das eigentliche Training beginnt dann wieder Ende Februar und die Tauben dürfen 2-3 x pro Woche frei fliegen. Nach ca. 3 Wochen sind die Tauben dann schon ca. 1,5 Stunden in der Luft. Ab Anfang Januar werden die Paare einmal pro Woche zum Kennenlernen zusammengelassen, dürfen aber kein Nest bauen. Diese „Treffen“ werden dann bis Ende Februar praktiziert. Das eigentliche Training beginnt dann Mitte März und die Tauben werden dann auch rund 5 x selbst weggefahren. Hiernach gibt es dann aber keine eigenen Zwischenflüge mehr. Die Weibchen müssen dann alle Nationalflüge bis rd. 800 km absolvieren. Die absolute Besonderheit ist, dass es für die 83 Weibchen nur 36 Vögel gibt. Hierdurch hat jeder Vogel mehrere Weibchen, die er dann abwechselnd motivieren muss! Am Anfang der Saison werden die Weibchen, ohne bei ihrem Partner gewesen zu sein, eingekorbt. Für die Nationalflüge werden dann die Tauben je Schlag für rd. ½ Stunde zusammengeführt. Hiernach gehen die Täubinnen dann in de Voliere, wo sie nochmals Wasser aufnehmen können, bevor sie in den Einsatzkorb gelangen. Die Vögel haben einen eigenen Zellenschlag und es wird immer wieder für Abwechslung gesorgt. Bei Rückkunft von einem Flug gelangen die Täubinnen in den Gang vor den eigentlichen Schlägen und können hier dann Futter und Wasser aufnehmen. Da sie dann zumeist einen längeren Flug hinter sich haben, haben sie auch zunächst keinen direkten Drang ihren Vogel sehen zu wollen. Wollen sie jedoch dennoch direkt in ihre Zelle, so kann man die Schiebetür öffnen und ihnen den Zugang gewähren. Nach einer Verweilphase zur Regeneration werden dann die Paare je Schlag für eine kleine Weile zusammengeführt. Marc und Dirk wollen hierdurch ein „Chaos-System“ vermeiden. Wichtig anzumerken ist auch, dass immer wieder auf eine gute Regeneration geachtet wird, um dann auch für den folgenden Flug gerüstet zu sein, d.h., dass zumeist 14 Tage zwischen den weiteren Flügen legt. Nach der Saison werden dann noch von den besten Weibchen Junge aufgezogen.
Jungtauben
In drei Runden werden für den Eigenbedarf rd. 200 Jungtauben aufgezogen. Diese sind dann vom 1. April bis 21. Juni verdunkelt, um dann zwischen 5 und 21 Uhr bis Ende der Saison belichtet zu werden. Das Antrainieren beginnt, wenn die Jungtauben gut ziehen. Das Eigentraining wird so 10-15 Mal auf rd. 20 km durchgeführt. Anschließend sind es dann 2 x Mettet, 3-4 x Momignies, 2 x Soissons, Sourdun, bevor es über Bourges auf die Nationalflüge geht. Noch Sourdun werden die Geschlechter getrennt und es werden Pappkartons auf den Boden gestellt. Vor dem Einkorben der Jungtauben werden die Schiebtüren dann für rd. 1 Stunde geöffnet und die Vögel und Weibchen können zusammenlaufen. Nach der Rückkehr bleiben die Jungtauben dann bis zum nächsten Tag zusammen. Auch hier, wie vielfach in Belgien üblich, wird eine sehr strenge Selektion durchgeführt und nur die Besten haben die Chance, sich für weitere Jahre zu qualifizieren. So haben u.a. nur rd. 30 Stück Platz, um auf die Zucht- oder Reiseschläge jährlich zu gelangen.
Vanrobaeys füttern
Marc und Dirk vertrauen absolut auf die Vanrobaeys-Mischungen. Wenn die Tauben von einem Flug zurückkommen, bekommen sie dasselbe Futter wie am Einsatztag. Am Samstag und Sonntag handelt sich um „Premium Power Sport Nr. 187“ mit „Premium Power Dynamik Nr. 184“ und „Top Energie Nr. 35“. Im Wasser befinden sich dann Elektrolyte und Traubenzucker. Ab Dienstag wird dann „Premium Power Relax Nr. 183“ gefüttert. Dies ist eine relativ leichte Mischung, die dann bis drei Tage vor dem Einkorben gefüttert wird. An den letzten drei Tagen werden dann die obigen Mischungen unter Zusatz von Erdnüssen und geschälten Sonnenblumen zusammen mit Rapsöl über das Futter gegeben. Aminosäuren werden am Montag, Dienstag und Mittwoch über das Wasser verabreicht. Auch gibt es Darmkonditionierer über das Futter. Nur zu Ende der Saison werden noch zusätzlich Vitamine verabreicht. Eine Besonderheit stellt Rapsöl dar, das regelmäßig 2-3-mal pro Woche zugesetzt wird. Der Verbrauch pro Jahr beträgt so um die 5 Liter! Auch wird dem Futter während einer Saison noch „Vanrobaeys Eifutter“ sowie Eiweißpulver zugesetzt. Dies geschieht auch während der gesamten Aufzucht der Jungtauben.
Vandersanden
Während der Saison gehen Marc und Dirk wöchentlich zum Tierarzt ihres Vertrauens Freddy Vandersanden zur Kontrolle. Vor jeder Saison werden die Tauben gegen Trichomonaden gekurt. Während der Saison kommen dann die „Geel Droppels“ zum Einsatz. Beim Einsetzen werden diese Tropfen dann in Nase und Mund geträufelt, um so vor Tricho geschützt zu sein. Mit den alten Tauben wird nichts für die sogenannten „oberen Luftwege“ unternommen und es werden auch keine Augentropfen verabreicht. Lediglich bei Jungtauben, die unter einer Entzündung des Augenlides leiden, wird dann eingegriffen.
Die Taubenschläge
Die Tauben sind auf einer 38 m langen Gartenschlaganlage untergebracht, die aus Ytongsteinen gebaut wurde. Diese Anlange ist unterteilt in 3 Schläge für Vögel, 3 für die Weibchen, 7 für die Jungtauben und 2 Schläge für die Zuchttauben. Es handelt sich hierbei um Schläge mit einem Dachfirst und die Belüftung erfolgt über einen 1,5 m breiten Belüftungsstreifen über dem vorderen Gang. Dieser Belüftungsstreifen kann eigentlich durch Schieber reguliert werden, dies wird aber kaum genutzt. Die gesamte Schlaganlage ist mit Gitterrosten ausgestattet, die sich auch in den Zellen befindet. Sobald die Tauben eingesetzt sind, wird der gesamte Schlag gereinigt. Jährlich wird eine „Generalreinigung“ durchgeführt, wobei auch die Dachabdeckung „staubfrei“ gemacht wird. Wichtig ist auch die Hygiene auf den Schlägen. So werden die Tränken und Futterrinnen regelmäßig gründlich gereinigt.
Eine absolute Begebenheit sollte hier nicht unerwähnt bleiben. Die Tauben werden mit einem langen Stock „dressiert“, d.h., dass die Züchter die Tauben an diesen Stock gewöhnen und sie daher auch wenig in die Hand nehmen. Dirk: „Der Züchter sollte seine Hände wenig benutzen, da die Tauben hierdurch auch die Angst vor den Händen verlieren, wenn sie gegriffen werden müssen. Durch den „verlängerten Arm“ verlieren sie auch die Angst, sind aber „lenkbar“. Auch spielt hier immer das Radio, so dass die Tauben immer in „Kontakt“ mit der Außenwelt sind, Stimmen wahrnehmen und hierdurch auch ruhiger in ihrem Verhalten sind.
Resümee
Hier haben sich zwei absolut „Taubenverrückte“ gesucht und gefunden. Trotzdem sie in Limburg wohnen, haben sie sich durch viel Einsatz, Fachwissen und mit absoluten Supertauben nach einem durchdachten System an die Spitze in Belgien sprichwörtlich „katapultiert“. Wer sie kennenlernen durfte, wird immer wieder zustimmen, wenn man sagt: „Absolut sympathisch und jederzeit mit hohem Fachwissen!“ Man wird in den kommenden Jahren mit Sicherheit noch viel Positives hören!
Dirk Leekens (Bosmans-Leekens)
Vijverstraat 5, BE-3581 Beverlo/Belgien
Tel: 0032 (89) 65 80 49, GSM 0032 (476) 29 71 71.
email: leekens@telenet.be
(c) TaubenMarkt/Die Sporttaube Ausgabe 3/2021 Autor:Klaus Sax