Was macht denn eigentlich heute Günter Nies aus Urbar?


Viele der heutigen Züchter fragen immer mal wieder: „Was macht denn eigentlich der…?“ Um gerade diese heute noch aktiven Züchter wieder in den Focus zu bringen, wollen wir in loser Reihenfolge über einige von ihnen berichten.

In der heutigen Ausgabe wollen wir ein „Urgestein im Deutschen Brieftaubensport“ näher beleuchten. Die Rede ist von Günter Nies aus Urbar in der Nähe von Koblenz.

Günter Nies (Mitte) empfing Tom De Meester (li.) und Klaus Sax (re.) zu einem Besuch auf der Rheinhöhe in Urbar gegenüber Koblenz.

Dort wo die Mosel in den Rhein fließt, allerdings hoch auf den Rheinhöhen, finden wir das fast schon sprichwörtliche „Taubenparadies“ auf dem weitläufigen Anwesen von Günter Nies. Von der Terrasse aus hat man einen traumhaften Blick (wer schon mal da sein durfte wird mir das bestätigen) auf die Taubenschläge und genießt darüber hinaus einen herrlichen Blick ins Rheintal hinab, bis hin zu den Eifelhöhen. Eigentlich würde man sich in dieser Umgebung mehr als nur heimisch fühlen, jedoch wer Günter kennt weiß, dass er immer umtriebig ist und jährlich zwei bis drei Mal die Sonne auf seinem Anwesen im spanischen Marbella genießt. Hier kommt es dann immer mal wieder auch zu den berühmten Tauben-Stammtischen u.a. mit Phillip Norman aus dem belgischen Knogge-Heist, dem Eigentümer von „Maspalomas“, einer der wohl renommiertesten Schlaganlagen dieser Taubenwelt. Übrigens ist Phillip Norman mit seinen Druckereien auch zuständig für die Herstellung der Schulbücher und auch der kirchlichen Gesangbücher in Belgien.

Die Anfänge

Günter Nies wurde 1941, er wird also im Oktober 80 Jahre alt, auf einem Bauernhof in der Nähe von Koblenz geboren und auch sein Bruder hatte den „Taubenvirus“ in sich und hat sich noch bis zu seinem Ableben vor kurzer Zeit mit dem Brieftaubensport beschäftigt. Bereits als 10-jähriger trat Günter dem Verband Deutscher Brieftaubenzüchter und dem Verein Heimatliebe Höhr-Grenzhausen bei, deren Mitglied er auch heute noch ist. Wer ihn kennt, weiß, mit welcher Liebe und Feeling er auch heute noch den Brieftaubensport betreibt.

Die Schlaganlage wurde 1982 aus 20 cm starken Ytongsteinen erbaut und musste einige Komprimierungen durchmachen.

Da man im Hause Nies gerade auf die Ausbildung des Nachwuchses großen Wert legte, musste Günter eine Banklehre absolvieren. Seine Geschäftstätigkeit war ihm wohl in die Wiege gelegt worden, denn bereits in jungen Jahren betrieb er einen schwunghaften Handel mit Hühnereiern vom elterlichen Bauernhof. Selbst während seiner Banklehre wurde zwecks Aufbesserung des Taschengeldes diese Tätigkeit weiter ausgebaut. Durch Zufall kam er auch auf seine weiterführende, einschneidende Geschäftsidee, dem Aufstellen und Betreiben von Spielautomaten. Bei dieser Gelegenheit lernte er dann auch seine Frau Ellen kennen.

Direkt nach seiner erfolgreich absolvierten Ausbildung machte er sich selbstständig und Ende der 1970-er, Anfang der 1980-er Jahre führte er eines der bestgehenden deutschen Spielautomaten-Unternehmen, was dann einige Jahre später verkauft werden konnte.

Die neuen Schläge und das Anwesen auf der Rheinhöhe wurden 1982 bezogen und von da an gelang ein Aufstieg sondergleichen, ganz nach dem Naturell von Günter. 1992 stieß dann Heinrich Renz als Taubenbetreuer zu Günter Nies. Die Ergebnisse waren dementsprechend, denn die 2. + 13. Deutsche Meisterschaft auf Bundesebene fielen auf diese Zusammenarbeit zurück.

Die Voliere vor dem Zuchtschlag. Auch hier können die Zuchttauben aus naheliegenden Gründen keinen Freiflug bekommen.

Die Tauben

An der Basis der Erfolge standen zunächst die Tauben des Schlages Norman und auch insbesondere die „30-er Linie“ des Apothekers H.W. Reimann aus Selven. Beide Linien sind auch heute noch in den meisten Pedigree der Leistungstauben zu finden. Der „30-er“ geht noch auf die Linie des „Remi“ und des „Atoom“ der Familie Vanhee zurück. Viele Großmeister der Neuzeit profitieren auch heute noch von diesem Erbgut.

Nachdem man immer wieder auf der Suche nach den „Passern“ und den „noch besseren“ Tauben war, so wurde man u.a. bei Gaby Vandenabeele und auch Josef Vandenbroucke aus dem berühmten „Didi“, sowie David Lippens („Vatial“) vorstellig. In der Neuzeit kamen Tauben aus dem „Florian“ von Philipp + Nicolas Norman und des „Jan“ und „Olympiade 003“ von Leo Hermans, sowie des „De Gus“ von Dirk de Beer über den persönlichen Freund Peter Kocks aus Oberhausen hinzu. Durch diese Neuanschaffungen konnte die zeitweise doch etwas nachlassende Leistungskurve wieder steil nach oben gehen.

„Da ich derzeit im Regionalverband 407 “Mittelrhein Südost“ beheimatet bin, muss ich gegen Züchter wie Georg Fröhlingsdorf, Florian Grundmeier oder auch Frank Schlechtriem antreten. Da ich mir heute nicht mehr so viele Mühe wie früher mache, mit Privattraining usw., bin ich mit dem Erreichten wirklich mehr als zufrieden!“

Frank Marhofer, selbst Taubenzüchter und hier im Zuchtschlag Nies, ist für alle Belange der Tauben im Hause Nies zuständig.

Die Schläge

Dass ein Mann dieser Klasse auch Fehler einräumt, zeigt die Tatsache, dass seine Schlaganlage doch einige Komprimierungen durchmachen musste, um auf dem heutigen Stand zu sein. Wie schon erwähnt, wurde sie 1982 aus 20 cm starken Ytongsteinen erbaut. Sie wurden außen mit einem Haus- und innen mit einem Gipsputz versehen, da die Feuchtigkeit besser aufgenommen werden soll. Die Tiefe der Schläge beträgt 3,50 m, wobei es vom Zellenrand bis zum Ausflug 2,80 m sind. Fast alle Schläge waren bis 1995 mit einer automatischen Entlüftungsanlage versehen. Als Windschutz wurden mit etwas Abstand Plexiglasscheiben vor die Lufteintritte gesetzt. „Als wir feststellten, dass gerade die Tauben besser kamen aus dem Schlag, in dem keine automatische Lüftungsanlage installiert war, haben wir die Lüftungsanlage komplett entfernt und durch ein kleines Dachfenster ersetzt. Hierdurch gelangte dann mehr Licht und Sonne in den Schlag und das konstante, teilweise störende Geräusch der Ventilatoren fiel weg.“

Vor den Ausflügen stehen fahrbare Kleinvolieren von Geraldy, die dafür sorgen, dass die Tauben, bedingt durch die auch hier vorherrschende Greifvogelplage von September bis Ende März ihren Orientierungssinn nicht verlieren. Darüber hinaus verfügen alle Schläge über eine elektrische Fußbodenheizung. Diese ist mit einem Außenfühler versehen, so dass die Temperaturen im Winter bei rd. 5° C und im Sommer bei mind. 15° C liegen.

Die verwendeten Ytongsteine haben auch den Vorteil, dass gerade im Sommer die Temperaturen nicht über max. 28° C ansteigen, denn man hat festgestellt, dass bei mehr als 35° C im Schlag die Tauben an Fresslust verlieren und träge werden. Ganz wichtig ist auch noch, dass die Luft im Schlag nicht zu schnell zirkuliert.

Von der Terrasse aus hat man einen traumhaften Blick ins Rheintal hinab bis hin zu den Eifelhöhen; im Vordergrund der Teich mit den Kois.

Die Versorgung

Nach dem Ausscheiden von Heinrich Renz und der dadurch natürlich entstehenden Lücke wurde dann etwas „zurückgeschraubt“ und auch natürlicherweise etwas „einfacher“ gestaltet. Hatte man in den früheren Jahren mit einem deutschen Futtermittelhersteller zusammengearbeitet, so kam man dann schnell mit der Fa. Vanrobaeys aus dem belgischen Rekkem zusammen. Durch die tiefgreifenden Kenntnisse von Günter in Bezug auf Futterkonzeptionen wurden nun die „Vanrobaeys-Olympia-Mischungen“ erstellt, die mittlerweile auch der breiten Züchterschaft zur Verfügung stehen.

Hierbei handelt es sich um: „Olympia Complete 22 kg“ Nr. 230, einer TOP-Jahresmischung, die durch entsprechende Ergänzung von z.B. Hanfsaat und geschälten Sonnenblumenkernen auch als hervorragendes Reisefutter dienen kann. Des Weiteren „Olympia Complete Light 22 kg“ Nr. 231, die Mischung zum Ergänzen oder auch als ideales Winter-Ruhe-Futter und als perfekte Weibchen-Mischung (Günter: „Mein Highlight!“) und „Olympia Complete Zucht&Jungtauben 22 kg“ Nr. 233, die perfekte Zucht&Jungtaubenmischung.

Günter wäre nicht Günter, wenn es dabei bliebe, denn z.Zt. ist bereits eine neue, energiereiche, ausgewogene Reisemischung im Test. Es bleibt abzuwarten, wie die Einschätzung ausfällt.

Die Gesundheitsvorsorge

Auch in Bezug auf die Gesundheit der Tauben und hier gerade der Gesunderhaltung hat man hier schon seit Jahren seine eigene Philosophie. Günter merkt an, dass gerade die Trichomonaden eine große und immer wiederkehrende Geisel im Taubensport darstellen. Gerade die Übertragung durch die Tränken spielt hierbei eine große Rolle. „Zu einem Wettflug sind meist sehr viele Tauben in einem Kabinenexpress vereint. Wenn man sich dann selbst ca. ¼ Stunde in einem Kabi aufhält, ist die Nase voller Staub. So ergeht es dann den Tauben auch. Durch die Staubverwirbelung ist natürlich die Gefahr der Übertragung von allen möglichen Krankheiten vorprogrammiert. Dies ist dann zu unterdrücken!“

Deshalb werden die Tränken auch täglich getauscht und getrocknet und sowohl im Herbst als auch im Frühjahr wird eine Generalreinigung der Schläge durchgeführt. Die Schläge werden dann entstaubt und desinfiziert.

Der „Neue“

Wie bereits beschrieben, schied Heinrich Renz aus der doch sehr erfolgreichen Zusammenarbeit aus und es dauerte doch noch etwas, bis man sich entschied, wieder eine längerfristige Zusammenarbeit ins Haus zu holen. Seit nun bereits 12 Jahren ist Frank Marhofer (48) für alle Belange der Tauben im Hause Nies zuständig. Frank, selbst Taubenzüchter, übernimmt alle Arbeiten rund um die Tauben und so können Ellen und Günter beruhigt wieder in ihr geliebtes Marbella reisen.

Das Resümee

Günter: “Um dauerhaft Erfolg zu haben, sollte man nicht zu viel auf andere Leute hören. Man muss sich im Taubensport seine eigenen Ziele stecken und um eigene Erfindungen bemüht sein. Der größte Fehler im Taubensport ist, die Schuld bei anderen zu suchen und nicht bei sich selbst. Man soll von seinen Tauben nicht mehr verlangen, als man sich selbst zumuten kann!“

Wir wünschen Ellen und Günter weiterhin alles Gute und dass es lange so weiter geht im Hause Nies mit den geliebten Hobbys!

Günter Nies Rheinhöhe 36 56182 Urbar Tel.: 0261 60055

(c) TaubenMarkt/Die Sporttaube 10/2021 Autor: Klaus Sax


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