Im JULI 2024 – von Dr. Peter Boskamp…
Endoparasiten
Ich möchte hier nur die Wurmarten besprechen die in unseren Regionen vorkommen. Die häufig bei Tauben vorkommenden Würmer sind Nematoden wie der Spulwurm oder Haarwurm. Der Bandwurm gehört zu den Cestoden und das Taubenknöchgen zu den Trematoden (Saugwürmer). Wurminfektionen werden immer noch regelmässig festgestellt. Was mir auffällt ist, dass ich bei Einladungen zu Taubenvereinen, um die Tauben vor Ort zu untersuchen, häufig viele Züchter mit Wurminfektion gibt. Vor Allem wenn die Kontrolle direkt nach der Flugsaison stattfindet. Die gegenseitige Infizierung in den Körben ist meistens sehr stark. Wir können dann oft feststellen, dass das Leistungsniveau eines Vereins als Ganzes enttäuschend sein kann. Wurmeier können sich während langer Zeit innerhalb und ausserhalb eines Schlages halten. Deswegen ist es bei Wurminfektionen immer ratsam, regelmässige Kotkontrollen durchführen zu lassen.
Der Spulwurm (Ascaridae columbae)
Infektionen mit dieser Wurmart kommen regelmässig vor. Schläge die hiervon betroffen sind können hier regelmässig Probleme bekommen. Das kommt u.A. weil die Umgebung des Schlags meistens auch infiziert bleibt mit Wurmeier, die dann von den Tauben wieder aufgenommen werden können. Oder durch den Züchter mit hereingetragen werden, sodass die Tauben sich wieder neu infizieren können. Bei ernsten Wurminfektionen ist es vernünftig, die Schläge regelmässig auszubrennen.
Der erwachsene Spulwurm lebt im Dünndarm und wird etwa 3-7 cm lang. Das Spulwurmweibchen kann tausende Eier legen. Diese Eier sind ohne Mikroskop nicht sichtbar. Die Würmer haben einen direkten Zyklus. Das heisst, dass kein Zwischenwirt benötigt wird was z.B. bei Bandwürmern, der Fall ist.
Nachdem das Weibchen die Eier gelegt hat sind diese nicht sofort infektiös. In eine warme und feuchte Umgebung werden diese Würmer erst nach 10-14 Tagen Infektiös. Infizierung in den Körben ist als im Prinzip nur möglich wenn diese nach den Flügen nicht ordentlich gereinigt und desinfiziert werden. Nimmt eine Taube frisch gelegte Wurmeier im Korb auf, sind diese schon den Darm passiert bevor sie ansteckend sind.
Nimmt eine Taube Infektiöse Wurmeiere auf dann kommen diese im Taubendarm aus. Die Spulwürmer leben im Dünndarm der Taube. Die Larven die aus den Eiern kommen kriechen in Richtung Schleimhaut der Darmwand worin sie sich einnisten. In die Darmwand häuten die Larven sich mehrere Male. Diese ersten larvale Stadien sind nicht empfindlich für die bestehende Wurmmittel. Deswegen soll eine Wurmkur immer wiederholt werden, bevor diese Larven die noch nicht empfindlich waren erwachsen geworden sind und selber wieder Eier produzieren können. Die Periode zwischen der Infektion und dem Moment das die erwachsenen Würmer selber wieder Eier produzieren können nennen wir die präpatente Periode. Diese dauert bei Spulwürmern etwa 30-40 Tage.
Pathogenität und klinische Erscheinungen
Die Schädlichkeit der Spulwürmer ist im Bezug zur Krankheitserregende
Fähigkeit nicht ganz so schlimm. Trotzdem dürfen wir eine Infektion mit
Spulwürmern nicht unterschätzen. Einige Spulwürmer können die Kondition der
Tauben doch etwas senken. Weil der Taubensport inzwischen Topsport geworden ist
kann man es sich nicht leisten, eine Wurminfektion unbehandelt zu lassen. Die
Spulwürmer essen sozusagen mit der Taube mit und nehmen ein Teil der Minerale,
Vitamine und Spurenelemente des Wirts auf. Dazu natürlich auch noch andere
Nahrungsstoffe. Jedoch die Verringerung der Verfügbarkeit der Mikronahrung ist
mitunter der Grund dafür, dass die Tauben schlechter die Daunen fallen lassen.
Bei schweren Infektionen magern die Tauben ab und die Kondition geht verloren.
Die Tauben sind dann schneller ermüdet. Auch kann Durchfall vorkommen, wobei
der Kot zuerst wie Brei wird. So oder so werden die Tauben durch den Angriff
der Abwehr auch empfindlicher für andere Infektionen.
Manchmal kann eine Taube sogar an einer schweren Wurminfektion sterben. Das
kann passieren, wenn so viele Wurmeier im Darm sind, dass sozusagen ein Darmverschluss
auftritt.
Tauben, die festsitzen, haben meist mehr Probleme mit Würmern. Möglicherweise, dass bei den Reisetauben eher der Entschluss gefasst wird, eine Kotuntersuchung machen zu lassen. Tauben in eine Voliere gibt man am Besten ein Raster sodass sie nicht mit dem Kot in Kontakt kommen können. Auf Taubenschlägen selber sollte man Ecken und Spalten nicht vergessen, sobald eine Wurminfektion festgestellt wurde. Wie gesagt soll bei einer festgestellten Wurminfektion neben der Behandlung der Tauben auch dem Schlag ausgebrannt werden. Desinfektionsmittel bringen nicht viel bei einer Wurminfektion. Es ist Ratsam, den Boden und die Spalten zuerst anzufeuchten und erst danach zu Brennen.
Kalte und ungünstige Wetterbedingungen können Wurmeier gut vertragen. Bei
einer feuchten Wärme findet die Entwicklung sogar schneller statt und wird die
Infektion sich einfacher verbreiten können.
Es gibt diverse Mittel zur Bekämpfung von Rundwurminfektionen. Eine alte
Warnung muss hier wiederholt werden. Febendazole (Panacur) ist ein Wurmmittel,
das dramatische Federschäden ergeben kann wenn es während der Mauser benutzt
wird. Dies sollte dann auch vermieden werden!
Ander gut wirkende Wurmmittel sind auf Basis von Levamisole und Febantel
erstellt. Persönlich bevorzuge ich die Mittel auf Basis von Flubendazole. Am
besten eine inidividuelle Behandlung.
Avermectine werden auch als Kombinationsmittel gegen sowohl Würmer als
Ektoparasite benutzt. Meistens sind diese Mittel auf Basis von Ivermectin.
Diese Mittel sind immer noch gut wirksam. Es gibt Varianten die gut durch der
Haut aufgenommen werden. Diese haben meistens eine bessere Wirkung als die
Tropfen, die sich auch zur Injektion eignen. Persönlich rate ich davon ab,
Mittel auf Avermectinbasis während der Flugsaison zu benutzen, da der
Formaufbau der Tauben hierdurch drastisch zerstört wird.
Der Haarwurm (Cappilaria obsignata)
Neben Infektionen mit Cappilaria obsignata werden auch Infektionen mit Cappilaria caudinflata gemeldet. Dieser Wurm ist nur 1,8 mm lang und wird also nicht im Kot bemerkt. Er lebt in der Darmwand und ist viel schadhafter als der Spulwurm. Ein Paar Haarwürmer sind schon im Stande, die Kondition der Tauben total zu untergraben und die Form zunichte zu machen. Wie beim Spulwurm müssen auch die Eier des Haarwurms erst eine Reifung erfahren, am liebsten in einem feuchten und warmen Milieu. Die Eier sind bei mikroskopischer Untersuchung leicht zu erkennen, dies durch die Anwesenheit von bipolaren Polkappen. Schon die Anwesenheit von nur wenigen Haarwürmern können der Grund sein, für eine starke Abmagerung der Tauben, Konditionsverlust, weniger Daunen und Durchfall. Leistungen gehen zurück. Bei einer heftigen Infektion kann es nach einer Behandlung lange dauern bevor die Tauben wieder ausreichend Kondition und Körpermasse aufgebaut haben. Spitzenleistungen sind nach eine schweren Haarwurminfektion kurzfristig nicht mehr zu erwarten.
Cappilaria obsignata hat ein direkter Zyklus. Der Wurm ist nicht tierartspezifisch. So können Hühner und Fasane auch als Quelle einer Infektion für die Taube sein. Cappilaria caudinflata hat keinen direkten Zyklus. Hierfür ist der Regenwurm der Zwischenwirt. Die Haarwurmeier können schon nach 8-10 Tagen infektiös sein. Das ist etwas schneller als bei Spulwurmeiern. Auch die Präpatentperiode ist etwas kürzer, nämlich 21-28 Tage. Dies sollte bei der zweiten Wurmbehandlung kalkuliert werden. Wir wollen ja nicht, dass die neuen Würmer schon Eier produzieren wenn wir das zweite Mal behandeln.
Im Allgemeinen gilt, dass Tauben nicht während der Mauser und nicht in der Zuchtzeit gegen Würmer behandelt werden sollten.
Viel Glück !
Peter Boskamp